102 Artikel in 165 Tagen

Auch nach gut fünf Monaten macht mir das (fast) tägliche Schreiben eine Menge Spaß und schärft mein Denken. Also geht es weiter.

Am ersten Juni 2023 hatte ich mir in einem Anflug jugendlichen Leichtsinns das Ziel gesetzt, hier einen Monat lang jeden Tag mindestens einen kurzen Blogpost zu veröffentlichen. Einen Monat später zog ich Bilanz, die mit 29 Artikeln in 31 Tagen äußerst positiv ausfiel. Da mir das Schreiben zudem eine Menge Spaß gemacht hat und mein Denken nochmal nachhaltig geschärft hat, habe ich das Projekt verlängert.

Nach insgesamt 165 Tagen bin ich jetzt bei ganzen 102 Artikeln angekommen. Nicht ein Artikel pro Tag, aber eine gewaltige Menge mehr, als ich in den letzten 5 Jahren zusammengenommen geschrieben habe. Zieht man 20 Tage Urlaub ab, sowie einige Nächte mit langer Einschlafbegleitung für meinen Sohn und diverse Rollenspielabende, sieht die Quote auch schon wieder deutlich besser aus. Und es soll ja schließlich weiterhin Spaß machen.

Zahlen, Daten, Fakten

Die 102 Artikel bestehen aus insgesamt gut 40.000 Wörtern (also fast einem NaNoWriMo), wovon mehr als 30.000 tatsächlich eigene Wörter sind und rund 9.000 aus fremder Feder formvollendet zitiert. 70 Artikel stellen in erster Linie Zusammenfassungen dar, die sich im Kern auf eine Ursprungsquelle beziehen, 32 bilden eigene Gedanken oder komplexere Zusammenstellungen fremder Ideen ab. Dabei ist der Anteil eigener Gedanken im Juni/Juli deutlich größer, da ich hier auch Kurzrezensionen von Büchern geschrieben habe, mit denen ich irgendwann aber aufgehört habe.

Dafür kamen dann kurze Zusammenfassungen einzelner Sachbücher dazu, deren Kernideen und -gedanken ich für mich aufbereitet habe. Besonders viele Artikel ergaben sich aus den Büchern Are We Smart Enough To Know How Smart Animals Are? von Frans de Waal (13) und The Web of Meaning von Jeremy Lent (8).

Inhaltlich ging es viel um die Frage nach menschlicher und nicht-menschlicher Intelligenz, die blinden Flecken des westlichen Weltbilds, die Schattenseiten des Kapitalismus, Komplexität sowie die Klimakatastrophe.

Die besondere Stärke eines solchen Zettelkastens, wie mein Blog ihn mittlerweile darstellt, liegt allerdings nicht in den einzelnen Texten, sondern in deren Verknüpfung und Verbindung. Mit rund 120 dieser Verknüpfungen zwischen den 102 Artikeln ist mir dies ziemlich gut gelungen. Als besonders „zentrale“ Texte haben sich dabei herauskristallisiert:
Intelligenz ist eine tautologische Abgrenzung zwischen Mensch und Natur als Kern des Themas Intelligenz und Die Welt und ihr juristischer Zwilling als ein „echter“ eigener Gedanke.

Geschrieben habe ich meine Artikel meist direkt, nachdem mein Sohn selig in seinem Bettchen eingeschlafen ist. Im grob geschätzten Durchschnitt brauche ich für jeden Artikel etwa 30 bis 45 Minuten, um ihn zu schreiben, und weitere 15 Minuten, um ihn im Blog sowie auf Firefish und Mastodon einzustellen.

Und jetzt?

Na was wohl? Weiter geht’s. Mittlerweile hat sich das Schreiben als Ritual ganz gut etabliert, auch wenn ich natürlich nach Arbeit und Kinderbetreuung mal mehr und mal weniger Lust bzw. Energie verspüre. Aber der (sanfte) Druck des Rituals hilft dann oft doch, mich über die Schwelle zu schubsen. Auch heute hatte ich erst wenig Lust zu schreiben, habe dann aber nicht nur diesen Text verfasst, sondern auch die Zahlen, Daten und Fakten erhoben (auch wenn das natürlich länger gedauert hat als 45 Minuten). Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass das tägliche Schreiben eben nicht zum absoluten Zwang geworden ist. Wenn die Einschlafbegleitung länger dauert oder der Abend anderweitig verplant ist, schreibe ich halt auch mal nicht. Genau wie im Urlaub.

Ich merke auch, dass mich das Schreiben zwingt, Sachbücher nochmal ganz anders zu lesen – viel aufmerksamer und viel mehr konkret darauf ausgerichtet, was ich an Ideen und Gedanken daraus mitnehme. Und dann ist da noch die Verknüpfung, die es mir ermöglicht, Querverbindungen zu erkennen und zu ziehen, die mir alleine in meinem Kopf oder einem linearen Notizbuch sicherlich nicht in den Kopf gekommen wären – hier helfen aber natürlich auch meine mehr als 1.500 Notizen aus älteren Systemen.

Also schreibe ich weiter und freue mich, wenn die Ideen und Gedanken in diesem Blog die eine oder den anderen zu eigenem Denken anregt. Mein Plan für die nächste Zeit ist auch ein etwas klareres Kategorien- und/oder Schlagwortsystem, das diese Seite auch thematisch ein bisschen besser strukturiert. Die Priorität liegt aber weiter auf dem Schreiben und Verknüpfen und nicht dem Webdesign.

Und irgendwann gibt es dann auch mal wieder einen solchen Rückblick. Oder eine ausführliche Beschreibung meines Wissensmanagement-Prozesses auf meiner persönlichen Webseite. Oder, oder, oder …

Bis dahin: Abonniert gerne meinen RSS-Feed oder folgt mir im Fediverse auf Mastodon oder Firefish.

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