Die Klimakatastrophe verläuft beispiellos aber nicht unvorhergesehen

Vor einiger Zeit hatte ich schon darüber geschrieben, wie wir uns statistisch fast schon auf einem neuen, unbekannten Planeten befinden. David Wallace-Wells hat in seinem Newsletter dankenswerter Weise ein paar plastische Beispiele zusammengestellt:

Die Temperaturen im Nordatlantik liegen aktuell mehr als vier Standardabweichungen vom langfristigen Mittelwert entfernt und bei der Ausdehnung den antarktischen Meereises sind es sogar sieben(!) Standardabweichungen. Das ist ein Ereignis, dass wir statistisch ungefähr alle 7,5 Millionen(!) Jahre erwarten sollten. Hitzewellen wie aktuell in China wären eigentlich alle 250 Jahre zu erwarten, aktuelle Schätzungen vermuten nun für die Zukunft jedoch eher alle 5 bis 7 Jahre. Temperaturen wie jetzt in (Süd-)Europa galten lange Zeit als unmöglich, stehen uns nun aber alle 10 bis 15 Jahre ins Haus.

Dass solche extrem „unwahrscheinlichen“ Ereignisse in den letzten Jahren fast schon zum Normalfall geworden sind, macht deutlich, dass das alte „Normal“ für die aktuelle Entwicklung primär eine historische Bedeutung hat, uns bei Aussagen über Gegenwart und Zukunft aber kaum noch weiterhilft. So schreibt Wallace-Wells:

And the fact that we are seeing these gob-smacking anomalies at all is a sign that the historical framework implied by terms like “seven sigma” and “500-year storm,” imperfect in the best of times, no longer applies to the world we live in now.

Die beste Bewertung dieser Entwicklungen findet Wallace-Wells dabei bei NASA-Wissenschaftler Gavin Schmidt:

Shocking but not really suprising.

Aber auch UN-Generalsekretär António Guterres hat eine seiner bekannten pointierten Formulierungen parat:

“The era of global warming has ended, […] The era of global boiling has arrived.”