Eine der grundlegenden Ideen des Kapitalismus ist der möglichst freie Wettbewerb zwischen Unternehmen, zwischen Personen, zwischen Produkten und zwischen Ideen. Im Spiel von Angebot und Nachfrage entsteht dann, moderiert durch den Preis, eine effiziente Verteilung der knappen Ressourcen. Diese Idee geht aus von Adam Smith, nahm ihren Weg über die mathematisch-abstrakten Modelle der neo-klassischen Wirtschaftswissenschaften und bildet heute den ideologischen Kern marktwirtschaftlicher Politik.
Ein zentraler Gedanke, den ebenfalls bereits Adam Smith formuliert hat, ist dabei verloren gegangen: Der „freie Markt“ steht im Dienste der Menschen und soll dazu dienen, die Macht einzelner Personen oder Unternehmen zu beschränken; und nicht, wie heute leider oft verstanden, ihnen Narrenfreiheit geben. Eines der zentralen Ziele des freien Marktes bestand schon bei Adam Smith darin, Monopole zu verhindern – nur, dass diese damals in erster Linie von den Herrschenden oder den Gilden ausgingen. Heutige Monopole, die durch Zentralisierung in einem ehemals „freien“ Markt entstanden sind, haben strukturell jedoch dieselbe Wirkung.
Daraus ergibt sich eine Konsequenz, die Rebecca Giblin und Cory Doctorow in ihrem Buch Chokepoint Capitalism ausführen:
While competition is supposed to be central to capitalism, the wealthiest people alive today have gotten rich by suppressing it.
Diesen Mechanismus kann man „im Internet“ beobachten, wie es Giblin und Doctorow tun (dazu später mehr), aber auch historisch im Wettbewerb der Nationen: In den 90er und 00er Jahren wurden Staaten im globalen Süden dazu gedrängt, ihre Märkte für den globalen Handel zu öffnen, um wachsen zu können und sich zu „entwickeln“. Ironischerweise sind die dominierenden Volkswirtschaften zu ihrer Zeit im Schutze protektionistischer Abschottung gereift und schließlich gewachsen. Erst, als ihre Dominanz über den Rest der Welt gesichert war, öffneten sie sich langsam, fahren bei Bedarf aber auch immer wieder die Schutzwände hoch.
Auch China hat in den letzten Jahrzehnten auf eine ähnliche Strategie gesetzt, ebenso wie Japan bis in die 1980er Jahre: Protektionistisch geschütztes Wachstum und erst im Anschluss eine schrittweise und gezielte Öffnung für den Weltmarkt: Kapitalismus ohne Wettbewerb.
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