Intelligenz bei Tieren und Maschinen

Ich habe den Eindruck, maschinelle und tierische Intelligenz nach unterschiedlichen Maßstäben zu bewerten. Wie lassen sie sich zusammen bringen?

Was die vorgebliche „Intelligenz“ von Maschinen angeht, bin ich bisher sehr skeptisch gewesen, was man auch in diesem Blog mehrfach nachlesen kann. Im Hinblick auf die Intelligenz bei Tieren hingegen finde ich die Argumente von Frans de Waal sehr überzeugend. Je mehr ich mich mit grundlegenderen Theorien von Intelligenz und Bewusstsein beschäftige, desto mehr schleicht sich mir allerdings der Eindruck ein, dass beide Positionen nicht wirklich zu vereinbaren sind. Daher hier mal ein paar Gedanken dazu, wie mir der Widerspruch hier erscheint.

Ausgangspunkt ist das Gedankenexperiment des Chinese Room von John Searle, mit dem ich mich im Rahmen des Online-Kurses Minds and Machines auf der Plattform MITx mal etwas genauer beschäftigt habe. Kern dieses Gedankenexperiments ist die Beobachtung, dass die regel-geleitete Manipulation von Symbolen grundsätzlich etwas anderes ist, als menschliches Denken und Verstehen, auch wenn die Resultate von Außen nicht zu unterscheiden sind. Searle zieht daraus in seinem Text Is the brain‘s mind a computer program? folgenden Schluss:

People have inherited a residue of behaviorist psychological theories of the past generation. The Turing test enshrines the temptation to think that if something behaves as if it had certain mental processes, then it must actually have those mental processes.

Wenn ich das behavioristische Programm so verstehe, wie de Waal, komme ich zu einem anderen Schluss, als Searle. Für mich ist er derjenige, der einem behavioristischen Muster folgt. Er sagt, das Verhalten des Chinese Room sähe von außen zwar intelligent aus, wäre aber im Kern nur der Ablauf eines vorprogrammierten Programms. Mir scheint dies sehr ähnlich zu den Behavioristen, die in Bezug auf Tiere sehr ähnlich argumentieren, diesmal eben mit einem genetisch codierten oder durch Konditionierung erworbenen Programm.

Bisher fand ich Searles Argumentation im Hinblick auf die Intelligenz von Maschinen sehr schlüssig, vermute aber, dass ich hier derselben menschenzentrierten Definition von Intelligenz aufgesessen bin, wie die Behavioristen bei den Tieren.

Wenn ich de Waals Argument ernst nehme, dürfte Intelligenz und Denken nicht als menschlichen Sonderweg verstehen, sondern müsste sie als universelles Phänomen interpretieren, das sich unterschiedlich ausprägen kann. Während mir das bei Tieren leicht fällt, tue ich mich damit gegenüber Maschinen schwer. Das ändert aber nichts daran, dass ich es wohl versuchen sollte.

Eine erste Annäherung wäre, tatsächlich einmal die Eigenschaften und Besonderheiten des tierischen, menschlichen und maschinellen Denkens zusammenzutragen – in Anlehnung an all die Aspekte, die ich hier im Blog bereits angesprochen habe:

Tierisches Denken ist auf Homöostase ausgerichtet und durch Emotionen gesteuert. Es ist in einem biologischen Körper verankert, zielgerichtet, bewusst und in hohem Maße auf die tatsächliche Lebensumgebung der Tiere angepasst.

Menschliches Denken ist auf Homöostase ausgerichtet und durch Emotionen gesteuert, die in Teilen durch einen rationalen Aspekt „kontrolliert“ werden. Es ist in einem biologischen Körper verankert, zielgerichtet und bewusst. Es erlaubt Menschen, sich in extrem unterschiedlichen Kontexten zu behaupten und hat sich im Laufe der Zeit auch symbolisch ausgeprägt.

Maschinelles Denken ist rein symbolisch und darauf ausgerichtet, von Menschen gestellte Probleme zu lösen. Es ist regel-geleitet, wobei diese Regeln teilweise explizit formuliert werden und teilweise implizit gelernt.

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