Der Westen denkt es falsch herum

Das westliche Weltbild widerspricht unseren eigenen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Diese passen viel besser zu asiatischen Denksystemen.

Die Beiträge zu dem Buch, mit dem ich heute beginne, schiebe ich schon ein paar Wochen vor mir her. Das liegt keineswegs daran, dass mir The Web of Meaning von Jeremy Lent keine Denkanstöße gegeben hätte. Ganz im Gegenteil: In den letzten Jahren hat vermutlich kein Buch so sehr mit mir gesprochen und all die Versatzstücke, die irgendwo in meinem Kopf und meinen Notizen rumschwirrten so großartig geordnet und ihnen einen übergeordneten Sinn verliehen.

Ich hatte vor einigen Jahren schon Lents etwas analytischeres und detaillierteres The Patterning Instinct gelesen. Dort zeichnete er viele Jahrhunderte Ideengeschichte nach – jedoch nicht, wie so oft, in einer rein-westlichen Selbstbeschau, sondern unter expliziter Einbeziehung anderer – in erster Linie asiatischer – Denksysteme. Schon dort wurde deutlich, was er in The Web of Meaning jetzt explizit macht:

This book investigates the dominant worldview and shows that, in fact, every one of those building blocks is flawed.

Kein kleines Unterfangen also, das ich in den nächsten Wochen an dieser Stelle ein wenig zu rekonstruieren und zusammenfassen werde.

Ausgangspunkt ist dabei die in seinen – und auch meinen – Augen dominante westliche Ideologie des egoistischen Individualismus, des menschlichen Exzeptionalismus und des wissenschaftlichen Reduktionismus. Oder, wie er es selbst formuliert:

Humans are selfish individuals. All creatures are selfish– in fact, selfish genes are the driving force of evolution. Nature is just a very complex machine, and human ingenuity has, for the most part, figured out how it works. The modern world is the spectacular result of technology enabled by the market forces of capitalism, and in spite of occasional setbacks, it’s continually improving. There may be problems, such as global poverty or climate change, but technology, powered by the market, will solve them– just as it always has in the past.

Dabei stellt er diesem Weltbild keineswegs einfach seine eigene Ideologie entgegen, sondern zeigt sehr detailliert auf, wie der aktuelle Stand der westlichen(!) Wissenschaft selbst dieses Bild untergräbt. Gleichzeitig zeigt er auch, dass genau diese Wissenschaft viel besser vereinbar ist mit eben den asiatischen Denksystemen, die er schon in seinem vorherigen Buch beschrieben hat:

For each one, we’ll investigate underlying flaws in the typical explanations provided by the dominant worldview, then explore the richly resonant answers offered by the intertwining of current scientific understanding with the deep insights of traditional wisdom.

Also, auf geht’s…

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