Menschliches und nicht-menschliches Denken sind stark emergent

In den letzten Wochen habe ich immer wieder über die menschliche Intelligenz geschrieben und darüber, wie sie sich von tierischer und auch künstlicher unterscheidet – oder eben nicht. Dieses Thema lässt mich gerade nicht los, sodass ich mich in den nächsten Monaten etwas tiefer darein versenken werde. Das wird sich natürlich auch auf die Themen in diesem Blog auswirken.

Heute möchte ich hier eine erste Arbeitshypothese formulieren: Lange Zeit schien es klar, dass Tiere und Pflanzen in ihrem Leben einem genetisch determinierten Programm folgen. Menschen hingegen galten als wahrhaft intelligent und bewusst. Offen war lediglich, ob diese Denkleistungen auch einfach eine besonders komplexe Form mechanistischer Abläufe darstellte, oder ob da etwas „mehr“ war – meist zusammengefasst in der Frage nach dem „freien Willen“.

Wenn ich auf meine Überlegungen aus den letzten Wochen schaue, zu Intelligenz, zu Komplexität und zu Reduktionismus, drängt sich mir eine These auf, die diese beiden bisherigen Perspektiven weiterdenkt:

Das menschliche Denken ist mehr als nur ein prädeterminierter mechanistischer Ablauf von Programmen. Das nicht-menschliche Denken aber auch.

Dabei tue ich mich schwer damit, von einem „freien Willen“ im klassischen Sinne zu schreiben, sondern denke eher an eine Art der starken Emergenz, also einer prinzipiellen Unfähigkeit, das Denken – egal welcher Lebewesen – vollständig auf die zugrunde liegenden biochemischen Prozesse zu reduzieren. Und wenn sich menschliches und nicht-menschliches Denken auf dieser fundamentalen Ebene ähnlich sind, stellt sich die Frage nach den systematischen Unterschieden auf eine vollständig neue Weise.

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