KI wird den Fachkräftemangel nicht beheben

Auch wenn die Politik darauf setzt, wird KI den Fachkräftemangel kaum beheben. Zumindest nicht, wenn das zweite Ziel der Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Entlastung ebenfalls erreicht werden soll.

Den Tag gestern (07.12.2023) durfte ich wegen meiner Arbeit in dem Projekt Zukunftszentrum pulsnetz.de Mensch und Technik im Gemeinwesen auf der interessanten arbeitspolitischen Tagung der Zukunftszentren in Berlin verbringen. Dabei sprach u.a. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil darüber, „künstliche Intelligenz“ sein ein Baustein dabei, den Fachkräftemangel in einigen Branchen zu bekämpfen. Dabei sind mir einige interessante Dinge aufgefallen:

Es gab eine Kartenabfrage mit der – zugegebenermaßen sehr spitz formulierten – Frage: „Kann die KI den Fachkräftemangel beheben?“ Das Publikum aus Kolleg*innen, die tagtäglich damit befasst sind, Digitalisierung oder gar KI in Unternehmen einzuführen oder weiterzuentwickeln, waren sich einig: Nein. Nur der Herr vom Ministerium hob seine JA-Karte. Klar, es ist das erklärte politische Programm, wird aber von den meisten Praktiker*innen als unrealistisch angesehen. Kommt hier wieder der „juristische Zwilling“ ins Spiel, oder sogar sein Bruder, der „politische Zwilling“?

Es macht auch schon rein logisch keinen Sinn davon auszugehen, dass KI den Fachkräftemangel losen könnte – zumindest wenn man gleichzeitig das zweite explizit formulierte Ziel hinzunimmt: die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Entlastung der Mitarbeiter*innen. Fachkräfte kann ich nur dann einsparen, wenn ich die durch den KI-Einsatz „gewonnene“ Zeit – so es die denn überhaupt gibt – mit anderen Aufgaben fülle, also die Arbeit weiter verdichte, anstatt die überlasteten Mitarbeiter*innen zu entlasten. Die Arbeitsbedingungen werden dadurch eher schlechter als besser.

Das heißt natürlich nicht, dass Digitalisierung und „KI“ nicht tatsächlich einen Beitrag zur Qualität der Arbeit und der Sicherung der Versorgung in der Zukunft leisten können. Er ergibt sich jedoch auch nicht automatisch. So waren sich glücklicherweise alle Redner*innen einig, dass es einen klaren politisch-rechtlichen Ordnungsrahmen braucht, der diese beiden widersprüchlichen Ziele gegeneinander abwägt. Der Track-Record der Politik ist in diesem Bereich in der letzten Zeit nicht wirklich gut, zumindest in diesem Kontext scheint mir aber zumindest halbwegs realistisch auf die Welt geschaut zu werden. Das ist immerhin ein erster Schritt – und leider keine Selbstverständlichkeit.

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