Herzlich Willkommen in meinem Denkraum! Hier gibt es Lesenotizen zu meiner Lektüre und Blogposts zu den Themen, die mich interessieren. Mehr zu mir auf nilsmueller.info.

Wissenschaft

Lesenotiz

12. August 2024

Von Luftpumpen und Vögeln

Ein bestimmtes Gemälde von … of Derby zeigt das Verhältnis der Menschen zur beginnenden Industrialisierung und der wissenschaftlichen Revolution: „Das Experiment mit dem Vogel und der Luftpumpe“, das heute in London zu sehen ist.

Lesenotiz

30. Januar 2024

Emergenz als Fokusebene einer Erklärung

Kausale Emergenz hebt die Fehlerkorrektur der emergenten Ebene gegenüber der Mikroebene hervor. Eine emergente Ebene liefert hier genau so viel Informationen und Abstraktion, wie für eine sinnvolle Erklärung notwendig sind.

Lesenotiz

27. Januar 2024

Kann das Ganze mehr sein, als die Summe seiner Teile?

Auch wenn ein großer Teil der modernen Wissenschaft auf dem Reduktionsmus beruht, ist vollkommen unklar, wie die Elemente auf der unteren Ebene das System auf der oberen Ebene erzeugen.

Lesenotiz

24. Januar 2024

Bewusstseinsforschung deutet auf grundlegende Unvollständigkeit der Wissenschaft

Die Erforschung des Bewusstseins deutet darauf hin, dass eine vollständige Untersuchung des Menschen faktisch unmöglich ist.

Lesenotiz

19. Dezember 2023

Bewusstseinsforschung hat kein verlässliches Messverfahren

Die Probleme der neurowissenschaftlichen Erforschung des Bewusstseins, ein paradigmatisches Fundament zu finden, ergeben sich auch aus einer grundsätzlichen Schwierigkeit, Bewusstseinsinhalte zuverlässig und jenseits subjektiv gefärbter Wahrnehmung zu messen.

Lesenotiz

16. November 2023

Historische Wissenschaftler werden kulturell überformt

Unser Blick auf historische Geistesgrößen ist von den Geschichten bestimmt, die über sie erzählt werden, nicht in erster Linie von ihrem tatsächlichen Leben.

Lesenotiz

15. November 2023

Die „wissenschaftliche Methode“ ist eine moderne Erfindung

Die besondere Rolle der „wissenschaftlichen Methode“ ist kein Produkt der wissenschaftlichen Revolution, sondern eines Machtkampfes um die Wende zum 20. Jahrhundert.

Lesenotiz

05. November 2023

Tiere müssen sich selbst bewusst sein, egal was der Spiegeltest sagt

Viele Tiere sind „sich selbst bewusst“ und können sich selbst und andere als Individuen wahrnehmen und erinnern.

Lesenotiz

11. Oktober 2023

Forschung tierischer Kognition als Reaktion auf Behaviorismus

Die spezifische Erforschung tierischer Kognition –Ethologie – entwickelte sich als Reaktion auf die deterministisch-reduzierte Forschung des Behaviorismus, der zuvor darauf aus war, übermäßiger Anthropomorphisierung zu begegnen.

Lesenotiz

29. September 2023

Westlicher Reduktionismus übersieht das Wesentliche

Neben dem konfliktbehafteten Verhältnis zwischen Ich und Selbst ist unser westliches Weltbild von einer zweiten Grundannahme geprägt, die bei genauerem Hinsehen unzulässig vereinfacht und uns nur einen beschränkten Ausschnitt der Welt zugänglich macht: dem wissenschaftlichen Reduktionismus.

Lesenotiz

06. August 2023

Wissenschaft basiert nicht auf zwingender Logik, sondern auf verlässlichen Vorhersagen

Die allgemein akzeptierte Erzählung über die wissenschaftliche Methode geht immer noch davon aus, dass das durch sie gewonnenes Wissen in irgendeiner Form zwangsläufig oder logisch notwendig sei; dass es gar nicht anders sein könne. Doch der Blick auf die tatsächliche wissenschaftliche Forschung zeigt, dass dies keinesfalls der Fall ist:

Lesenotiz

20. Juni 2023

Neurowissenschaft „übersieht“ PoC

Naturwissenschaften geben sich gerne objektiv und von jeder menschlichen Verzerrung frei. Dabei ist schon lange klar, dass dies keineswegs der Fall ist, sondern sich auch hier immer und immer wieder Strukturen finden, die dafür sorgen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse – insbesondere über den Menschen – tatsächlich nur für eine kleine Gruppe von Menschen gelten; meistens weiße Männer.

Lesenotiz

03. Februar 2023

Der Skeptizismus gegenüber definitiven wissenschaftlichen Aussagen ist tief in der westlichen Philosophie verankert

In der Philosophiegeschichte lassen sich vier „Generationen“ von Skeptizismus gegenüber definitiven Aussagen identifizieren, deren früheste in das antike Griechenland zurück reicht:

Lesenotiz

18. August 2021

Moderne Wissenschaft ist in erster Linie am Kriterium der Nützlichkeit orientiert

Seit einiger Zeit ist die Wissenschaft Diener zweier Herren: Auf der einen Seite steht die Idee des Wissens um des Wissens willen; das hehre Ideal des neugierigen Menschen, der seine Welt verstehen möchte. Die andere Seite ist profaner. Hier geht es um das konkrete Lösen von Problemen, das Erledigen von Aufgaben und – abstrakter formuliert – um die Kontrolle über die Welt. Hier steht die Wissenschaft im Dienste einer konkreten Aufgabe, sei es der Optimierung eines Produktionsprozesses, der Bekämpfung einer Krankheit oder eines schnelleren Internets.

Lesenotiz

13. Februar 2021

Natur- und Sozialwissenschaften unterscheiden sich grundlegend

Eine Diskussion, in die ich mich immer wieder einbringe ist die zum Unterschied zwischen Natur- und Sozialwissenschaften. Daher ist es vielleicht mal sinnvoll, hier meine zentralen Positionen etwas ausführlicher zu verschriftlichen, um dann später besser darauf verweisen zu können.

Lesenotiz

07. Januar 2021

Ambiguitätstoleranz in der Wissenschaft

Der Wissenschaft kommt in der öffentlichen Debatte die Funktion zu, klare und eindeutige Antworten auf relevante Fragen zu liefern und damit grundsätzlich Ambiguität in der Gesellschaft zu reduzieren.

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29. Mai 2020

Corona und die Fähigkeit, eine andere Welt zu denken

Science-Fiction-Autoren haben von Berufs wegen einen besonderen Blick auf die Welt. Und gerade der US-amerikanische Autor Kim Stanley Robinson ist seit Jahrzehnten nicht nur für seine hellsichtigen und politischen Romane bekannt, sondern auch für seine klare politische Position.

Lesenotiz

18. August 2018

Objektivität moderner Wissenschaft ist eine soziale Konstruktion der westlichen Philosophie

Die Idee, dass die Welt sich aus einem losgelöst-objektiven „wissenschaftlichen“ Blick betrachten und letztlich auch kontrollieren lassen könnte ist Ausdruck einer spezifisch westlichen Philosophie, wie Juilan Baggini in seinem Buch How the World Thinks sehr eindrücklich herausarbeitet: So unterscheidet er zwischen wegsuchenden Philosophien und wahrheitssuchenden.

Lesenotiz

23. Mai 2016

Die Plagiatsdebatte hat der Vermittlung wissenschaftlichen Arbeitens einen Bärendienst erwiesen

Vor ein paar Jahren waren Techniken wissenschaftlichen Arbeitens in aller Munde: Prominente Politiker wie Karl-Theodor zu Guttenberg und Annette Schavan waren erwischt worden, wie sie in ihren Doktorarbeiten nicht ausreichend sauber gearbeitet hatten. Mit gravierenden Konsequenzen: sie verloren nicht nur öffentliches Ansehen sondern auch Titel und Ämter.

Lesenotiz

20. Mai 2015

Menschliche Intelligenz und moderne Wissenschaft als Irrweg der Evolution?

Der britische Biologe Richard Dawkins ist in der letzten Zeit in erster Linie durch fast schon fanatische Äußerungen zum Übel der Religion aufgefallen. Darüber darf man jedoch nicht vergessen, dass er einer der wichtigsten Evolutionsbiologen des 20. Jahrhunderts sein dürfte: In seinem Buch Das egoistische Gen (Original: The Selfish Gene) schlug er eine Interpretation von Darwins Evolutionstheorie vor, die nicht das Individuum oder die Spezies in den Mittelpunkt rückt, sondern das „Interesse“ der Gene an ihrer Verbreitung.

Lesenotiz

16. März 2015

Zeit oder nicht Zeit, das ist hier die Frage

Für unsere alltägliche Wahrnehmung sind die Kategorien “Raum” und “Zeit” unverzichtbare Voraussetzungen. Automatisch verorten wir Gegenstände und Personen innerhalb des Raums um uns herum und strukturieren unser Erleben entlang eines Zeitpfeils von der Vergangenheit über das Jetzt in die Zukunft. So selbstverständlich uns diese Dimensionen jedoch im Alltag erscheinen, so umstritten sind sie in ihrer wissenschaftlichen Betrachtung.

Lesenotiz

12. März 2015

Das Handwerk – der ungeliebte Bruder der Wissenschaft

Wissenschaftliche Erkenntnisse beanspruchen gerne eine universelle Geltung. Sie scheinen, einmal etabliert, unabhängig von ihren Entdeckern zu existieren und “objektiv” unsere Welt zu beschreiben – nicht umsonst habe ich gerade “entdecken” im Gegensatz zu “erfinden” geschrieben. “Naturgesetze” werden meist in mathematischen Formeln augedrückt, die dann als angemessene Abbildung der verborgenen Struktur unserer Welt gesehen werden. Insbesondere werden sie von den konkreten Umständen der zugrundeliegenden Messungen losgelöst.

Lesenotiz

05. März 2015

Licht im dunklen Mittelalter

Das europäische Mittelalter gilt allgemein als eine dunkle Zeit für die Wissenschaft, in der Armut und religiöses Dogma sämtlichen wissenschaftlichen Fortschritt verhindert haben. Mit der Zerstörung der Großen Bibliothek von Alexandria (bis zum 5. Jahrhundert) und der Eroberung der Stadt durch die Araber (im Jahr 642) endete dieser Ansicht nach die Ära des wissenschaftlichen Denkens in Europa und das Zentrum der Gelehrsamkeit verlagerte sich in den Nahen Osten.

Lesenotiz

02. März 2015

Gebt der Wissenschaft ihre Magie zurück!

Von außen betrachtet wirken die Naturwissenschaften wie ein Geheimbund, der sich in seiner eigenen Sprache mit Fragen befasst, die kaum ein Außenstehender nachvollziehen kann. Doch was, wenn wir Wissenschaft als eine menschliche Aktivität begreifen, die der Kunst nicht unähnlich ist: eine Annäherung an eine geheimnisvolle Welt, die der Mensch sich erfahrbar machen will?

Lesenotiz

12. Februar 2015

Wie Leonardo da Vinci die moderne Wissenschaft vorweg nahm

Leonardo da Vinci (1452 - 1519) gilt als das Universalgenie der menschlichen Ideengeschichte. Besonders bekannt ist er für seine Kunst - allen voran natürlich das Abendmahl und seine Mona Lisa. Auch als Ingenieur ist da Vinci bis heute bekannt. Dass er auch als Wissenschaftler seiner Zeit teilweise um Jahrhunderte voraus war ist erst in den letzten Jahren wirklich deutlich geworden.

Lesenotiz

03. Februar 2015

Der tiefe Graben zwischen Wissenschaft und Gesellschaft

Warum wird Homöopathie von den Krankenkassen bezahlt? Sollen wir gentechnisch veränderte Lebensmittel erlauben? Was können wir gegen den Klimawandel tun? All dies sind Fragen, in denen naturwissenschaftliche Erkenntnisse auf soziale Prozesse treffen. Der französische Philosoph und Soziologe Bruno Latour setzt sich mit solchen Diskussionen auseinander und stellt dabei weder den Natur- noch den Sozialwissenschaftlern ein gutes Zeugnis aus.

Lesenotiz

23. Dezember 2014

Warum Wissenschaft alten Wein in neue Schläuche packen muss

Gerade macht mal wieder eine Studie die Runde, welche sich mit dem Einfluss von Bildschirmen auf das Einschlafen und die Qualität des folgenden Schlafs beschäftigt. Die Resultate sind dabei wenig überraschend: Wer vor dem Schlafen vier Stunden auf ein beleuchtetes Tablet schaut und dort ein Buch liest, braucht im Anschluss länger um einzuschlafen, schläft schlechter und ist auch am nächsten Tag weniger aufnahmefähig. So weit so wenig überraschend. Dieser Zusammenhang ist schon seit längerem bekannt und wird immer mal wieder in Studien bestätigt.

Lesenotiz

07. September 2014

Was die Wissenschaft von afrikanischen Fährtenlesern lernen kann

Seit der wissenschaftlichen Revolution gilt der Königsweg für das Erlangen echten Wissens als entdeckt: die Zerlegung der Welt in möglichst kleine Komponenten, denen in kontrollierten Experimenten ihre Geheimnisse abgerungen werden. In einem ständigen Wechselspiel aus Theorien, Hypothesen und empirischen Daten werden dann Erkenntnisse erzeugt. Dabei werden Wissenssysteme, die sich nicht aus Experiment und Theorie speisen, sondern aus überlieferter Erfahrung und implizitem Wissen bzw. Verstehen, meist ignoriert. Auch der größere Zusammenhang bleibt oft außen vor.

Lesenotiz

17. Februar 2022

Wissenschaftliches Wissen informiert gesellschaftliche Entscheidungen, muss aber immer in einen ehrlichen Diskurs eingebunden werden

Empirische und normative Fragen Im ersten Semester meines Soziologie-Studiums saß ich in der Veranstaltung „Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung“ bei Gerhard Schulze. In einer der ersten Wochen gibt es dabei um den Unterschied zwischen „normativen“ und „empirischen“ Fragestellungen, der sich mich relativ schnell erschloss: Normative Fragen richten sich darauf, wie etwas sein soll(!), empirische darauf, wie etwas ist(!). Theoretisch leicht zu verstehen und dennoch sehe ich der fehlenden Unterscheidung das Kernproblem unserer gesellschaftlichen Debatten um den Einfluss der Wissenschaft auf politische Entscheidungen, wie wir sie gerade im Kontext der Corona-Pandemie 2020-22 besonders deutlich erlebt haben. Deswegen hier ein paar Gedanken dazu: Vielleicht hilft es, wenn ich die Unterscheidung zwischen normativen und empirischen Fragen nochmal deutlicher mache: Empirische Fragen können mich zu der Antwort führen, dass ein hammerförmiges Gerät aus Eisen körperlich nicht beeinträchtige Menschen in die Lage versetzt, einen Druck von x Millipascal auf eine kreisförmige Fläche am Ende eines angespitzten Metallstabs auszuüben – sprich, einen Nagel in eine Wand zu schlagen. Das ist Wissenschaft. Eine dazugehörige normative Frage wäre zum Beispiel, wo ich ein Bild aufhängen möchte oder ob ich bereit bin, das Risiko einzugehen, den Nagel in eine Stromleitung zu schlagen. Dazu kann die Wissenschaft wenig beitragen. Empirische Fragen beziehen sich also auf das Werkzeug, auf den Zusammenhang zwischen Handlung und Konsequenz. Sie können uns helfen zu beantworten, was passieren wird, wenn wir eine bestimmte Maßnahme ergreifen – also zum Beispiel den Hammer auf den Nagel schlagen. Sie können uns aber nicht sagen, ob wir an dieser Stelle einen Nagel wollen oder ob wir vielleicht aus ethischen Überlegungen besser zu einem Schraubenzieher greifen sollten. Sie können uns aber dann wiederum sagen, dass hier das Risiko einer Verletzung um 30 Prozent erhöht ist. Das Beispiel Corona Auf die Corona-Pandemie übertragen wäre eine empirische Frage zum Beispiel, um welchen Faktor sich die Übertragungsrate des Virus durch eine Maskenpflicht oder Ausgangssperren senken lassen könnte. Hier kann die Wissenschaft ob der Komplexität der Fragen und der kurzen Zeitspanne zwar nur grobe Abschätzungen vornehmen, diese sind aber immer noch das beste Wissen, was wir in diesem Moment haben. Diese Information müssen wir als Gesellschaft dann hernehmen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Und dazu wiederum müssen wir uns unserer Ziele und unserer Prioritäten klar werden: Ist es unser Ziel, koste es, was es wolle, die Übertragungsrate so niedrig wie möglich zu halten? oder Wollen wir die Übertragungsrate möglichst unter 1 senken, dabei aber so weit möglich auch Wirtschaft und öffentliches Leben am Laufen halten? oder Wollen wir Todesfälle und Krankenhauseinweisungen verhindern, können aber mit „leichten“ Verläufen zu Hause und möglichen Langfristfolgen leben? Wenn wir uns dieser Punkte klar geworden sind, können wir anfangen, die unterschiedlichen Maßnahmen zu vergleichen. Und dann, vor dem Hintergrund des normativ vereinbarten Ziels, gibt es vielleicht auch klare Aussagen der Wissenschaft zu dem notwendigen Handeln wie zum Beispiel Aussagen über die Wirksamkeit und Nebenwirkungen von Masken oder Impfungen. Von Zielen und Mitteln in der Klimakatastrophe Hoffentlich ist deutlich geworden, dass uns die Wissenschaft alleine nicht sagen kann, was wir zu tun haben. Eben weil sie keine Aussage über unsere Ziele machen kann. Schwierig wird es aber dann, wenn wir Ziele und Wege nicht sauber voneinander trennen und Mittel für Ziele an sich halten oder die Wahl des „richtigen“ Mittels über die Erreichung des Ziels stellen. Nehmen wir das Beispiel der Diskussion um Strom oder Wasserstoff als Energielieferant für das Auto der Zukunft: Die Wissenschaft sagt uns in diesem Zusammenhang nicht „Das Auto der Zukunft kann nur auf Strom basieren“. Sie sagt uns meiner Wahrnehmung der Diskussion nach: „Wasserstoff als Antriebsmittel zu nutzen ist energetisch ineffizienter als Strom“. Wir bräuchten für das Wasserstoff-Auto also mehr Energie als für das Strom-Auto. Vor diesem Hintergrund scheint es also sinnvoller, auf Stromer zu setzen. Diese scheinen das bessere Mittel zu sein, um das Ziel des CO₂-neutralen Individualverkehrs zu erreichen. Das Argument für Wasserstoffautos basiert aber auf einem anderen Ziel: dem Erhalt der deutschen Automobilindustrie und den damit verbundenen Arbeitsplätzen und anderen ökonomischen Vorteilen. Wasserstoffautos ähneln klassischen Verbrennern wesentlich stärker als Elektroautos und daher könnten – so das Argument – deutsche Hersteller ihre starke Position in diesem Bereich länger halten. Aber ist das hier genannte Ziel wirklich ein Ziel an sich? Ist es nicht eher ein Mittel zu einem übergeordneten Ziel? Ehrliche Ziele Vor diesem Hintergrund wird das eigentliche Dilemma der gesellschaftlichen Diskussion klar: Wir müssen ehrlich über die Ziele diskutieren, die wir erreichen wollen und dann, mit Hilfe der Wissenschaft herausfinden, was die besten Mittel hierfür sind. Hier können uns deren verlässliche Vorhersagen weiterhelfen. Diese können aber immer nur abschätze, was sein wird bzw. könnte und nicht, ob wir dieses Ergebnis wollen sollten. Tatsächlich aber wird zwischen diesen Ebenen nur selten getrennt und vorgeblich kontroverse Diskussionen über die Mittel ermöglichen es uns, den wirklich unbequemen und politisch wie moralisch komplexen Diskussionen über Ziele auszuweichen.

Lesenotiz

21. März 2019

Von Statistiken und der Erzählung des globalen Fortschritts

Statistiken müssen interpretiert werden, damit sie Bedeutung bekommen. Das kann schief gehen, wie ein Beispiel aus der Diskussion um globale Armut zeigt.

Lesenotiz

06. August 2023

Wissenschaft basiert nicht auf zwingender Logik, sondern auf verlässlichen Vorhersagen

Die allgemein akzeptierte Erzählung über die wissenschaftliche Methode geht immer noch davon aus, dass das durch sie gewonnenes Wissen in irgendeiner Form zwangsläufig oder logisch notwendig sei; dass es gar nicht anders sein könne. Doch der Blick auf die tatsächliche wissenschaftliche Forschung zeigt, dass dies keinesfalls der Fall ist:

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23. Mai 2016

Die Plagiatsdebatte hat der Vermittlung wissenschaftlichen Arbeitens einen Bärendienst erwiesen

Vor ein paar Jahren waren Techniken wissenschaftlichen Arbeitens in aller Munde: Prominente Politiker wie Karl-Theodor zu Guttenberg und Annette Schavan waren erwischt worden, wie sie in ihren Doktorarbeiten nicht ausreichend sauber gearbeitet hatten. Mit gravierenden Konsequenzen: sie verloren nicht nur öffentliches Ansehen sondern auch Titel und Ämter.

Lesenotiz

23. Dezember 2014

Warum Wissenschaft alten Wein in neue Schläuche packen muss

Gerade macht mal wieder eine Studie die Runde, welche sich mit dem Einfluss von Bildschirmen auf das Einschlafen und die Qualität des folgenden Schlafs beschäftigt. Die Resultate sind dabei wenig überraschend: Wer vor dem Schlafen vier Stunden auf ein beleuchtetes Tablet schaut und dort ein Buch liest, braucht im Anschluss länger um einzuschlafen, schläft schlechter und ist auch am nächsten Tag weniger aufnahmefähig. So weit so wenig überraschend. Dieser Zusammenhang ist schon seit längerem bekannt und wird immer mal wieder in Studien bestätigt.

Lesenotiz

07. September 2014

Was die Wissenschaft von afrikanischen Fährtenlesern lernen kann

Seit der wissenschaftlichen Revolution gilt der Königsweg für das Erlangen echten Wissens als entdeckt: die Zerlegung der Welt in möglichst kleine Komponenten, denen in kontrollierten Experimenten ihre Geheimnisse abgerungen werden. In einem ständigen Wechselspiel aus Theorien, Hypothesen und empirischen Daten werden dann Erkenntnisse erzeugt. Dabei werden Wissenssysteme, die sich nicht aus Experiment und Theorie speisen, sondern aus überlieferter Erfahrung und implizitem Wissen bzw. Verstehen, meist ignoriert. Auch der größere Zusammenhang bleibt oft außen vor.