Komplexität

Damit sich Algorithmen als dominante Form von Regeln etablieren konnten, musste die Welt erst in eine Form gebracht werden, in der das, was Lorraine Daston in ihrem Buch Rules „dünne Regeln“ nennt, ausreichend ist, um komplexe Zusammenhänge zu erfassen und zu kontrollieren.

Ein Attraktor ist eine Art Gleichgewicht, auf das sich ein komplexes System zubewegt. Dabei erreicht es diesen Attraktor nie genau, aber nähert sich ihm an und bleibt immer in seiner Nähe.

Ein angemessener Umgang mit Komplexität bedeutet einen grundlegenden Paradigmenwechsel für das westliche, vorgeblich rationale Denke. Diese basiert auf der Annahme, dass Kausalität linear funktioniert und sich für jedes Phänomen eine oder mehrere Ursachen identifizieren lassen und unmittelbar das zu erklärende Phänomen auslösen.

Dass unsere Welt in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer komplexer geworden ist, ist mittlerweile zu einer Binsenweisheit geworden. Im Umgang mit dieser Komplexität tun wir uns jedoch oft schwer, weshalb es ein Ziel geworden ist, Komplexität zu „reduzieren“.

Das große Projekt der Menschheit in den letzten zwei bis dreihundert Jahren war die immer stärkere Kontrolle über die Welt. Ganz im – klischeehaften – biblischen Sinne hatten wir uns vorgenommen, sie uns untertan zu machen und unser Leben auf ihr bis auf den letzten Aspekt zu optimieren.