Auch wenn Fernreisen mittlerweile oft erschwinglich sind und schon fast zum guten Ton gehören, gibt es doch viele Menschen, die andere Länder und Weltregionen nur aus den Medien kennen. Und eine Medienform, die in den letzten Jahrzehnten immer relevanter geworden ist und mittlerweile ähnlich wichtig ist wie Filme oder Bücher, sind Videospiele. Entsprechend haben auch diese einen großen Einfluss darauf, wie wir die Welt wahrnehmen.
In ihrem Kotaku-Artikel We Have To Talk (Again) About How War Games Depict The Middle East zeigt Alyssa Mercante wie insbesondere der Nahe Osten (im englischen Middle East) dabei meist sehr negativ gezeichnet wird. Insbesondere das Genre der Shooter trägt dazu bei, einen verkürzten und undifferenzierten Eindruck der Region zu etablieren, der auch nicht zwischen unterschiedlichen Staaten oder Bevölkerungsgruppen unterscheidet:
The entire region is flattened into homogeneity as a result, and it’s all too common in these types of games.
Ganz ähnlich wie der gelblich-entsättigte „Mexiko-Filter“ in Filmen hat sich dabei mittlerweile eine Bildsprache etabliert, die nur eine Interpretation zulässt:
“The fact that a ‘shitty Arab country’ visual shorthand already exists says enough,” (Nadia Shammas)
Besonders interessant dabei ist, dass die Spiele sich meist nicht auf ein konkretes Land oder einen bestimmten Konflikt beziehen, sondern auf ein allgemeines Gefühl, ein generisches Setting, das sich nur durch allgemeines „Arabischsein“ auszeichnet. Vor konkreteren Settings schrecken die Entwickler*innen dabei in erster Linie zurück, um nicht in den Verdacht zu geraten, politische Aussagen zu treffen. Das spielerische Töten der Araber scheint dabei aber nicht als politisch wahrgenommen zu werden. So zitiert Mercante Rami Ismail:
“Violence is only politicized in one direction: against us. It’s normal. That’s only fair. I’ve said that Arab blood is the cheapest blood on earth…You can spill as much Arab blood as you want, not political, no context required because they’re bad guys. But if you want to hurt somebody else in the game, assuming it’s not a Nazi, or a Russian, or a South American, you need a justification. You can’t shoot an American. That is bad.”
Diese Darstellung der Menschen im Nahen Osten prägt dabei nicht nur die Wahrnehmung der Region in den USA oder Europa, sondern wirkt sich auch auf die Menschen aus, die in der Region leben:
Shammas says these persistently negative depictions of Arab countries also affect the people who live there. “If that’s the framework you’re given…that your country can only look shitty and your people are only poor and they’re only ever screaming, fighting, or dying, then that’s how you see yourself. Then you no longer want to be that—and that pushes you into whiteness.”