Letzte Woche habe ich über die unterschiedlichen Maßstäbe geschrieben, die ich an tierisches und maschinelles Denken anlege. Statt hier kategoriale Unterschiede zu sehen, könnte eine Lösung darin bestehen, Denken als differenziertes Phänomen mit unterschiedlichen Dimensionen zu begreifen. Auf der Grundlage einer weiteren Lektüre von John Searle bin ich jetzt bei der Differenzierung für mich noch ein wenig weitergekommen. Ich schrieb:
Menschliches Denken ist auf Homöostase ausgerichtet und durch Emotionen gesteuert, die in Teilen durch einen rationalen Aspekt „kontrolliert“ werden. Es ist in einem biologischen Körper verankert, zielgerichtet und bewusst. Es erlaubt Menschen, sich in extrem unterschiedlichen Kontexten zu behaupten und hat sich im Laufe der Zeit auch symbolisch ausgeprägt.
Ein zentraler Begriff in der Philosophie des Geistes ist die „Intentionalität“, die darauf verweist, dass Bezeichnungen entweder für sich stehen können oder im Kern Verweise auf etwas anderes sind. In der Theorie von Ferdinand de Saussure wäre das die Unterscheidung zwischen Signifikat und Signifikand, in der Informatik ähnlich wie der Unterschied zwischen Objektreferenz und „Literal Value“. Der Begriff „Tisch“ bezieht sich hier auf das Konzept eines Tisches, auf echte Gegenstände oder zumindest eine Abbildung.
Searle sieht den entscheidenden Unterschied zwischen menschlichem und maschinellem „Denken“ eben in genau dieser „Intentionalität“. Für uns Menschen ist „Tisch“ eine Objektreferenz, die auf ein komplexes Konstrukt aus impliziten Bedeutungen, Erfahrungen und auch Emotionen verweist. Für den Computer ist „Tisch“ hingegen ausschließlich eine Zeichenkette. Hier besteht keine „Intentionalität“.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wo diese Intentionalität herkommt. Ein Aspekt könnte tatsächlich die verkörperte und lebendige Intelligenz des Menschen sein, die sich bei Maschinen nicht findet. Ein Symbol hat in unserem Kopf nicht nur diese symbolische Bedeutung, sondern löst auch auf der Ebene der belebten Intelligenz eine Reaktion aus. Die Information wird also nicht nur symbolisch verarbeitet, sondern sorgt für eine Veränderung des physischen Zustands unseres Körpers und löst auf diese Weise Emotionen aus. In den Worten Antonio Damasios stört sie die Homöostase unseres Körpers und muss als solche verarbeitet werden.
Unsere Selbstwahrnehmung ist wiederum in der Lage, diese Wahrnehmung zum Gegenstand belebten wie konzeptionellen Denkens zu machen und löst damit möglicherweise einen zirkulären Prozess aus, den wir letztlich „bewusste Wahrnehmung“ nennen und der uns ein „Verstehen“, wie wir es verstehen, erst ermöglicht. Maschinen hingegen verarbeiten Symbole im Kern seriell mit einem klaren Ende. Hier entsteht dann kein „Bewusstsein“.
Artikel, die auf diesen Text verweisen
Kommentare