Klassische Science Fiction prägt die Vision der Zukunft

Die klassische Science-Fiction prägt das Bild von der Zukunft, das sich Tech-Milliardäre machen. Damit werden Warnungen zu Leitfäden.

Die Science Fiction ist das einzige Medien-Genre mit einem expliziten Fokus auf die Zukunft – meist die Zukunft der Menschheit. Und so sind insb. ab der Mitte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Bilder der Zukunft beschrieben und gezeigt worden, die bis heute unseren Blick auf mögliche Zukünfte prägen.

Besonders deutlich wird dieser Einfluss bei einer sehr kleinen Gruppe von Männern, die heute einen besonders großen Einfluss darauf haben, wie die Menschheit versucht, ihre tatsächliche Zukunft zu gestalten, die Tech-Milliardäre. Über ihr Verhältnis zur Science Fiction schreibt der SF-Autor Charles Stross (@cstross) in seinem Artikel Tech Billionaires Need to Stop Trying to Make the Science Fiction They Grew Up on Real:

The audience today includes billionaires who read science fiction in their childhood and who appear unaware of the ideological underpinnings of their youthful entertainment: elitism, “scientific” racism, eugenics, fascism and a blithe belief today in technology as the solution to societal problems

Dabei reichen diese ideologischen Grundlagen zurück bis zu den Urvätern der US-amerikanischen SF, wie zum Beispiel Hugo Gernsback, dessen Name noch heute einen der bedeutendsten Genre-Preise ziert. Wieder Charles Stross:

Gernsbackian SF mirrored Italian futurism’s rejection of the past and celebration of speed, machinery, violence, youth and industry, and both were wide open to far-right thought.

Dieses Bild der Zukunft ist in erster Linie ein technologisches. Die Vorstellung einer durchoptimierten Gesellschaft, deren wissenschaftlicher Fortschritt sie vorgeblich von allen menschlichen Problemen befreit. Eine expandierende Menschheit, die unerforschte Planeten entdeckt und dann kolonisiert. Kommt das noch jemandem bekannt vor?

Schon sehr früh wurde dieser native Techno-Optimismus im Genre gebrochen und der Blick wandte sich auf die individuellen und auch sozialen Konsequenzen einer solchen Gesellschaft. Doch diese Wende des Genres scheint bei der heutigen Techno-„Elite“ noch nicht angekommen. So schreibt Stross pointiert:

the billionaires behind the steering wheel have mistaken cautionary tales and entertainments for a road map, and we’re trapped in the passenger seat.

Für uns heißt dies, trotz aller Verheißungen immer einen kritischen Blick für technologische Lösungen sozialer Probleme zu behalten.

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