Kontrollillusion

Lesenotiz

03. Januar 2025

Dicke Regeln verbinden Abstraktion und Konkretes

Während dünne Regeln eine stabile Welt benötigen, boten „dicke“ Regeln auch in instabilen Welten Verlässlichkeit und erlaubten ein gewisses Maß an Kontrolle. Sie reduzierten komplexe Situationen nicht auf eine einzelne Formel oder einen monokausalen Zusammenhang, sondern umfassten ein breites Spektrum an Interpretationshilfen und Entscheidungsunterstützung.

Lesenotiz

27. Dezember 2024

Dünne Regeln brauchen eine stabile Welt

Damit sich Algorithmen als dominante Form von Regeln etablieren konnten, musste die Welt erst in eine Form gebracht werden, in der das, was Lorraine Daston in ihrem Buch Rules „dünne Regeln“ nennt, ausreichend ist, um komplexe Zusammenhänge zu erfassen und zu kontrollieren.

Lesenotiz

06. Dezember 2024

Paradigmatische Regeln anzuwenden, braucht Ermessen

Eine der Bedeutungsebenen von „Regel“, die Lorraine Daston in ihrem Buch Rules beschreibt, ist die der Paradigmen und Modelle. Im Mittelpunkt dieser Bedeutungsebene steht ein konkretes oder abstraktes Beispiel, das dem eigenen Handeln Orientierung gibt, ohne es bis ins kleinste Detail zu bestimmen.

Lesenotiz

28. November 2024

Algorithmen ersetzen Paradigmen als dominante Form von „Regeln“

Auf den ersten Blick scheint uns der Begriff „Regel“ relativ klar zu sein. Doch in ihrem Buch Rules: A Short History of What We Live By zeigt die Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston auf, dass wir hier mindestens drei Bedeutungen unterscheiden müssen. Zudem hat sich auch die Gewichtung dieser drei Ebenen verändert:

Lesenotiz

11. November 2024

Unterwerfung unter die Maschinen ist logische Konsequenz des westlichen Weltbildes

Wenn wir auf die Entwicklung des westlichen Weltbildes der letzten 2000 Jahre blicken, ist es letztlich nur folgerichtig, dass wir Menschen uns in den letzten rund 250 Jahren immer mehr den Maschinen untergeordnet haben. Und es überrascht auch nicht, dass es mittlerweile en vogue ist, die Zukunft der Menschheit in einer Art Symbiose mit den Maschinen zu sehen.

Lesenotiz

09. November 2024

Fokuspunkte der Unterwerfung

In seinem Buch „Unterwerfung“ arbeitet Phillip Blom heraus, wie sich die Idee der Unterwerfung durch die westliche Ideengeschichte zieht. Dabei beschreibt er unterschiedliche Kristallisationspunkte dieser Ideologie, die sich historisch gegenseitig abgelöst haben.

Lesenotiz

12. August 2024

Von Luftpumpen und Vögeln

Ein bestimmtes Gemälde von Joseph Wright of Derby zeigt das Verhältnis der Menschen zur beginnenden Industrialisierung und der wissenschaftlichen Revolution: „Das Experiment mit dem Vogel und der Luftpumpe“, das heute in London zu sehen ist.

Lesenotiz

25. August 2023

Wir müssen akzeptieren, dass wir nicht verstehen

Als Reaktion auf meine Überlegungen zu Komplexität und Kontrollverlust kam im Fediverse die Frage auf, ob wir Menschen überhaupt in der Lage sind, komplexe Systeme zu verstehen.

Lesenotiz

23. August 2023

Komplexität annehmen, heißt Kontrollverlust zu akzeptieren

Ein angemessener Umgang mit Komplexität bedeutet einen grundlegenden Paradigmenwechsel für das westliche, vorgeblich rationale Denke. Diese basiert auf der Annahme, dass Kausalität linear funktioniert und sich für jedes Phänomen eine oder mehrere Ursachen identifizieren lassen und unmittelbar das zu erklärende Phänomen auslösen.

Lesenotiz

10. August 2023

Die Klimakatastrophe verläuft beispiellos aber nicht unvorhergesehen

Vor einiger Zeit hatte ich schon darüber geschrieben, wie wir uns statistisch fast schon auf einem neuen, unbekannten Planeten befinden. David Wallace-Wells hat in seinem Newsletter dankenswerter Weise ein paar plastische Beispiele zusammengestellt:

Lesenotiz

15. Juli 2023

Die Vorstellung einer „unberührten Natur“ im Gegensatz zur „menschlichen Zivilisation“ ist gefährlich

Das Bild der „unberührten Natur, in der der Mensch zu sich selbst finden kann“ ist in hohem Maße durch das romantische Ideal der Natur verklärt und damit in erster Linie eine Reaktion auf die Ängste und Unsicherheiten der Industrialisierung und der Urbanisierung im 19. Jahrhundert

Lesenotiz

13. Juli 2023

Wir Menschen haben auch eine Verantwortung für Tiere in der „unberührten Natur“

Daraus, dass der Mensch im Grunde die Kontrolle über die gesamte Welt übernommen hat, ergibt sich eine besondere Verantwortung ihr gegenüber, die sich auch mit einem romantischen Bild der „unberührten“ Natur nicht ablegen lässt. Denn auch diese ist – erstens – durch den Menschen geprägt und – zweitens – keineswegs auf das Gleichgewicht oder ein „gutes Leben“ ausgerichtet. So schreibt Martha C. Nussbaum

Lesenotiz

29. Juni 2023

Gefährlicher Technikglaube

Gestern schrieb ich von der gefährlichen Verquickung zwischen dem Glauben in die Technologie und ihre Fähigkeit, Gesellschaft zu gestalten auf der einen Seite und dem fanatischen Willen, die Welt nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu müssen. Dieses Phänomen ist jedoch (leider) nicht nur historisch – zum Beispiel in der Spannung zwischen Bauhaus und Nationalsozialismus – zu finden, sondern bricht sich auch heute wieder Bahn.

Lesenotiz

28. Juni 2023

Glauben an die Moderne im Bauhaus und im Nationalsozialismus

Ein paar Jahre lang war ich regelmäßig in Weimar und jedes Mal auch ein paar Stunden im dortigen – mittlerweile umgezogenen – Bauhaus-Museum. Die Ausstellung und der hervorragende Audioguide vermittelten mir eine tiefe Faszination mit der Kombination aus künstlerischer Freiheit und handwerklicher Strenge, die gleichzeitig sehr pragmatisch auf die Nützlichkeit der gestalteten Objekte ausgerichtet war.

Lesenotiz

06. Juni 2023

Wir stehen der Welt aggressiv gegenüber

Einen Punkt aus den Überlegungen zu Resonanz und Unverfügbarkeit aus dem Buch von Hartmut Rosa möchte ich hier nochmal aufgreifen und vertiefen: Unser gestörtes Verhältnis zur Welt, das uns dazu treibt, die Welt mehr und mehr unter unsere Kontrolle bringen zu wollen.

Lesenotiz

31. März 2023

Handeln aus Demut, nicht aus Hybris

Die gesamte Geschichte unserer Moderne ist darauf ausgelegt, dass wir als Menschen die Welt unter unsere Kontrolle bringen – von der christlichen Idee, sich die Erde Untertan zu machen, über den Idealismus, der die Welt vom Ich her denkt, bis hin zu dem aktuellen Glauben, dass wir nur die richtige Technologie finden müssen, um all unsere Probleme zu lösen.

Lesenotiz

07. Januar 2021

Ambiguitätstoleranz in der Wissenschaft

Der Wissenschaft kommt in der öffentlichen Debatte die Funktion zu, klare und eindeutige Antworten auf relevante Fragen zu liefern und damit grundsätzlich Ambiguität in der Gesellschaft zu reduzieren.

Lesenotiz

26. Februar 2015

Die Vermessung der Welt und das Ende des gesunden Menschenverstandes?

Die Liste der Bücher, die sich mit dem digitalen Wandel auseinandersetzen, wird von Jahr zu Jahr länger. Mit Chistoph Kucklick hat sich nun auch der Chefredakteur der Zeitschrift GEO dieses Themas angenommen und einen sehr inspirierenderen Zugang gefunden: Er beschränkt sich nicht darauf, die Revolution der Wirtschaft oder der Medien zu propagieren, sondern nimmt den allgemeinen gesellschaftlichen Wandel in den Blick.

Lesenotiz

24. August 2023

Versuchte Kontrolle über Komplexität erzeugt einen instabilen Teufelskreis

Das große Projekt der Menschheit in den letzten zwei bis dreihundert Jahren war die immer stärkere Kontrolle über die Welt. Ganz im – klischeehaften – biblischen Sinne hatten wir uns vorgenommen, sie uns untertan zu machen und unser Leben auf ihr bis auf den letzten Aspekt zu optimieren.