Mit der Schwäche von X/Twitter und anderen großen Online-Plattformen sowie journalistischen Angeboten stellt sich die Frage nach einer Neu-Organisation oder zumindest Weiterentwicklung der Landschaft für professionelles und bezahltes Publizieren im Netz. Dabei haben sich in den letzten Jahren zwei Formate gerade für kleinere Angebote als (vorerst) nachhaltig erwiesen: Podcasts und Newsletter.
Während Podcasts außerhalb der großen Plattformen auf RSS-Feeds basieren, haben sich rein textbasierte Feeds in diesem Zusammenhang nie durchgesetzt, auch wenn sie im Kern einfacher und zuverlässiger funktionieren als E-Mail-Newsletter. Ernie Smith schreibt dazu in seinem lesenswerten Artikel Remaking Podcasts For Text:
newsletters have essentially turned into the tool that RSS was supposed to be for content
Dass sich Podcasts gut monetarisieren lassen, liegt für Smith in erster Linie darin begründet, dass sie eine Art Sweetspot zwischen Videos und Texten darstellen, bei dem sich Aufwand für die Macher*innen und wahrgenommener Nutzen – oder eben „Gewicht“ – durch das Publikum treffen:
podcasts are the perfect “weight” to thrive on the open internet. Videos, historically, have been too heavy. Written content and image-based content has often been too light. But podcasts offer a great mix of value and distinct weight that make them well-suited as a commercial open-web entity that people can build their lives and careers around.
Jetzt stellt sich allerdings die Frage, warum Newsletter, anders als RSS-Feeds, ebenfalls ein solches „Gewicht“ bekommen, dass mehr Leute bereit sind, dafür zu bezahlen. Hier sieht Smith zwei Lücken im Format RSS, das eine weitere Verbreitung uns insbesondere eine erfolgreiche Monetarisierung verhindert und die E-Mail-Newsletter bieten:
1) Fehlende Gestaltungsmöglichkeiten für die Macher*innen, die mit RSS kaum Einfluss auf das Aussehen ihrer Inhalte nehmen können. Logos, Schriftarten oder kleine visuelle Erkennungsmerkmale sind im RSS-Standard kaum abbildbar. In einem Feedreader fließen die unterschiedlichen Publikationen damit ineinander, sodass wenig Identifikation mit einem Medium entstehen kann. Smith schlägt hierzu vor, RSS um einen kleinen, inhaltsfokussierten Anteil von HTML und CSS anzureichern.
2) Fehlende Statistiken und Analysemöglichkeiten – nicht im Sinne einer detaillierten Überwachung jedes Klicks, aber zumindest spezifische und grundlegend zuverlässige Zahlen, die Macher*innen relevante Informationen über ihr Publikum geben.
Beide „Mängel“ von RSS mögen für einige Nutzer*innen aus dem Blickwinkel der Barrierefreiheit und des Datenschutzes Features sein und keine Bugs. Ich finde es aber durchaus plausibel, dass sie dazu beigetragen haben, dass sich RSS gerade im monetarisierten Bereich für Texte bislang nicht durchsetzen konnte.