Big Tech hat die Innovation zerstört

Ger­ade die großen Tech­nolo­gie-Unternehmen brüsten sich ja gerne mit ihrer Inno­va­tions­fähigkeit. Doch schon seit gut einem Jahrzehnt zeigt, sich dass die Unternehmen selb­st kaum inno­v­a­tive Pro­duk­te entwick­eln, son­dern besten­falls hinzukaufen.

Noch deut­lich­er wird dies, wenn wir auf die soge­nan­nten „dis­rup­tiv­en“ Inno­va­tio­nen schauen, also solche Entwick­lun­gen, die einen Markt oder eine Branche grund­sät­zlich umkrem­peln. Auch hier behaupten ger­ade Start-ups gerne, irgen­deinen Sek­tor der „physis­chen“ Wirtschaft grundle­gend zu verän­dern. Der genauere Blick zeigt hier, dass diese Art von Inno­va­tion sich wesentlich häu­figer in dig­i­tal­en Sek­toren find­et. Doch selb­st hier gab es in den let­zten Jahren kaum wirk­lich rev­o­lu­tionäre Entwick­lun­gen, die die Geschäftsmod­elle der etablierten Riesen ern­sthaft infrage stellen kon­nten.

So beobachtet Cory Doc­torow (@plu­ral­is­tic) in seinem Artikel Big Tech dis­rupt­ed dis­rup­tion

And yet…disruption is nowhere to be seen when it comes to the tech sec­tor itself. Five giant com­pa­nies have been run­ning the show for more than a decade.

Zu den Grün­den hier­für zitiert er eine Überblicksstudie der bei­den Juris­ten Mark Lem­ley und Matthew Wans­ley, die naht­los an Doc­torows Über­legun­gen zu einem Kap­i­tal­is­mus ohne Wet­tbe­werb anschließen. Dabei beschreiben Lem­ley und Wans­ley vier zen­trale Strate­gien, mit denen die etablierten Play­er dis­rup­tive Konkur­renz von vorn­here­in ver­hin­dern:

1) Über eigene VC-Fonds Infor­ma­tio­nen über möglichst viele Poten­zielle Inno­va­toren sam­meln.
2) Start-ups, die gefährlich wer­den kön­nen, direkt von Ressourcen abschnei­den, die diese nutzen kön­nten (z. B. Schnittstellen oder Dat­en).
3) Staatliche Reg­ulierung fordern, die für die Etablierten zu erfüllen sind, für kleine Unternehmen aber unüber­windliche Hür­den darstellen.
4) Start-ups, die danach noch übrig sind, aufkaufen und in eigene Pro­duk­te inte­gri­eren – oder ein­fach so ein­stellen.

Dieses Vorge­hen führt jedoch keineswegs unmit­tel­bar zu besseren Pro­duk­ten für die Nutzer*innen der bere­its etablierten Pro­gramme. So beobachtet Ivan Ven­drov, dass ger­ade die großen Akteure wenig Inter­esse daran haben, ihre beste­hen­den Kun­den zu binden – diese sind ohne­hin schon tief in der Enshit­ti­fi­ca­tion ein­er Soft­ware gefan­gen –, son­dern vielmehr neue Nutzer gewin­nen wollen:

a com­pa­ny with a bil­lion-user prod­uct doesn’t actu­al­ly care about its bil­lion exist­ing users. It cares about the mar­gin­al user – the bil­lion-plus-first user – and it focus­es all its ener­gy on mak­ing sure that mar­gin­al user doesn’t stop using the app. Yes, if you neglect the exist­ing users’ expe­ri­ence for long enough they will leave, but in prac­tice apps are sticky and by the time your loy­al users leave every­one on the team will have long been pro­mot­ed.

Ein Beispiel hier­für sieht Thomas Ger­main im Wettstre­it zwis­chen Tik­tok, Insta­gram und YouTube um die Vorherrschaft im Markt der kurzen Videos („Tik­toks“, „Reels“ bzw. „Shorts). So schreibt er über Tik­tok:

Tik­Tok is in trou­ble. In a bid to spread into new areas and fend off com­peti­tors, Tik­Tok is crowd­ing its app with irk­some fea­tures, push­ing con­tent that detracts from the app’s core expe­ri­ence, and alien­at­ing its base of once-loy­al users.

Hier wird also wieder mal deut­lich, wie sich in zahlre­ichen Märk­ten fak­tis­che Mono­pole etabliert haben, die nicht nur qua­si-beliebige Ren­diten erzie­len kön­nen, son­dern die Pro­duk­te auch für die beste­hen­den Nutzen­den immer schlechter wer­den und gle­ichzeit­ig Inno­va­tio­nen sys­tem­a­tisch ver­hin­dert wer­den, die diese Starre durch­brechen kön­nten.

Quellen

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