Bleiben wir mal noch bei dem Thema, dass Kapitalist*innen sich nicht wirklich einem fairen Wettbewerb stellen wollen: Ein weiterer spannender Mechanismus, wie sie verhindern können, dass andere – insbesondere neu gegründete – Unternehmen ihnen ihre Marktanteile streitig machen, spannt den Staat als Erfüllungsgehilfen ein. Für große Monopolisten kann es nämlich äußerst nützlich sein, wenn der Staat versucht, den entsprechenden Markt zu regulieren. Regulierung schränkt den Monopolisten zwar in seiner Handlungsfähigkeit ein, tut das aber eben auch für neue und/oder kleinere Unternehmen im Markt.
Regulierung ist im Normalfall mit Kosten verbunden: Produkte müssen angepasst, neue Mitarbeitende eingestellt oder komplexe Kontrollmechanismen konzipiert und umgesetzt werden. Diese Kosten fallen auch für den Monopolisten an. Dieser hat aber im Normalfall die Ressourcen und das Wissen, die vorgegebenen Maßnahmen umzusetzen. Ja, er ist oftmals sogar an der Formulierung der konkreten Anforderungen beteiligt oder stellt den „Stand der Technik“, auf dem die Regulierung aufsetzt. Die kleinen Unternehmen hingegen werden plötzlich mit neuen Anforderungen konfrontiert und mit horrenden, möglicherweise prohibitiven Kosten. Und so verschwinden sie möglicherweise wieder aus dem Markt.
Auch hier schreiben Giblin und Doctorow sehr schön:
[…] as soon as a corporation manages to create a chokepoint, it will try to make it permanent. Rather than trying to retain their dominance by making the best products, they do this by locking in suppliers and workers, killing off or merging with rivals, and making their markets maximally inhospitable to new entrants.
Insofern ist es auch kaum überraschend, dass sich Google und Facebook kaum an der DSGVO stören, YouTube sich nur schwach gegen Content-Filterung wehrt und OpenAI-Chef Sam Altman sogar aktiv nach der Regulierung von KI ruft: Regulierung stützt das Monopol und verengt den Markt. Die Kosten, die sie verursacht, lassen sich durch die gesicherte Marktposition wieder und wieder einspielen …