Das Internet ist zunehmend als Strom organisiert und das hat schwerwiegende Nachteile

Dadurch, dass Blog-Soft­ware so ver­bre­it­et und so ein­fach zu bedi­enen ist (und war), hat sie die Grund­struk­tur des Webs maßge­blich geprägt. Da Blogs auf ein­er umkehrten chro­nol­o­gis­chen Rei­hen­folge basieren, wurde dieses For­mat zum de-fac­to-Stan­dard im Netz, auf dem jet­zt auch die sozialen Medi­en und in gewis­sem Maße jour­nal­is­tis­che Pub­lika­tio­nen basieren, schreibt Amy Hoy in How the Blog Broke the Web.

Atomisierung und der Verlust von Komplexität und Struktur

Auf diese Weise wird das Netz zu einem Strom, in dem immer wieder neue Dinge an uns vor­beis­chwim­men: Mit unseren Blogs und in den Sozialen Medi­en füt­tern wir diesen Strom mit dem, was uns ger­ade inter­essiert. Das führt dazu, dass das Netz voll ist von argu­men­ta­tiv­en Tex­ten zu aktuellen Fra­gen und The­men, es aber gle­ichzeit­ig kaum stetig wach­sende und sys­tem­a­tis­che Samm­lun­gen von Gedanken, Ideen oder gar Wis­sen gibt. Und wenn, unter­w­er­fen sich diese eben­falls der chro­nol­o­gis­chen Logik. Die Samm­lung von Wis­sen ist hinge­gen in hohem Maße zen­tral­isiert und find­et in erster Lin­ie auf der Wikipedia statt, an der sich aber nur rel­a­tiv wenige Autor*innen beteili­gen.

Dabei geht einiges ver­loren: Mike Caulfield argu­men­tiert zum Beispiel, dass Links zu Ver­weisen auf atom­isierte Ressourcen wer­den und nicht mehr tat­säch­liche inhaltliche Verknüp­fun­gen abbilden.

Im Zusam­men­spiel mit der Geschwindigkeit und der Ver­net­zung durch die sozialen Medi­en entste­ht auf diese Weise eine Struk­tur, die das Entwick­eln kom­plex­er Gedanken fast schon sys­tem­a­tisch behin­dert. Sie ist, wie Tom Critchlow aufzeigt, auf kurze Feed­back­zyklen aus­gerichtet und belohnt schnelles „Denken“ und „Han­deln“.

Hoher Qualitätsdruck beschränkt eigenes Denken.

Gle­ichzeit­ig steigt aber auch der Qual­itäts­druck, weil jed­er Post und jed­er Text gle­ich als fer­tig und abgeschlossen gese­hen wer­den muss und nicht im Laufe der Zeit wach­sen und reifen kann. Dies wird umso rel­e­van­ter, wenn wir das Pub­lizieren im Netz als Mit­tel der Selb­st­darstel­lung und der Schaf­fung eines per­son­al brand ver­ste­hen. Joel Hooks betont, dass das uns wiederum daran hin­dert, mehr zu schreiben.

Die Meta­pher des Gartens ste­ht dabei der des Stroms oder des Flusses ent­ge­gen: Während Flüsse sich kon­tinuier­lich bewe­gen und damit in erster Lin­ie in der Zeit struk­turi­ert sind, sind Gärten räum­lich organ­isiert. Sie bieten eine Alter­na­tive zur chro­nol­o­gis­chen Welt der Feeds und Blogs und ermöglichen damit eine neue Infor­ma­tion­sar­chitek­tur im Netz.

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