Vom Lesen, Denken und Bloggen

Es ist mal wieder so weit. Ein neuer Wel­tenkreuzer geht online, wieder in einem neuen For­mat. Der Wel­tenkreuzer ist jet­zt nicht mehr „nur“ Blog, er ist auch kein „Mag­a­zin“, er ist auch nicht meine beru­fliche Web­seite in diesem Netz. Er ist Teil meines Denkraums, mein­er Noti­zen­welt, meines „Zettelka­s­tens“.

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Bloggen im Zeitalter der sozialen Netzwerke

In den “Nuller­jahren” war das Bloggen der heiße Scheiß in diesem unserem Inter­net. Es ermöglichte jedem mit ein wenig tech­nis­chem Grund­ver­ständ­nis, Texte nicht nur zu schreiben, son­dern auch zu veröf­fentlichen. Es gab die Möglichkeit zu kom­men­tieren und Ping­backs ver­net­zten Blogs auch auf tech­nis­ch­er Ebene miteinan­der. So ent­stand ein lebendi­ges Net­zw­erk von meist als Hob­by betriebe­nen Blogs und damit so etwas Ähn­lich­es wie eine Net­zöf­fentlichkeit.

Enshittification der sozialen Netzwerke

Schon wenige Jahre später wur­den die kleinen, unab­hängi­gen Blogs dann von den großen sozialen Net­zw­erken aus den USA abgelöst: Face­book, Pin­ter­est, Twit­ter, Insta­gram und in gewiss­er Weise auch YouTube macht­en es noch ein­fach­er, sich mit anderen Men­schen zu verbinden und wur­den Blogs zu ein­er immer kleineren Nis­che. Texte wur­den dort zwar immer noch geschrieben, die Ver­net­zung wan­derte aber immer stärk­er zu den zen­tralen Plat­tfor­men und damit in die Hände weniger Sil­i­con-Val­ley-Mil­liardäre.

Und Mil­liardäre tun, was Mil­liardäre so tun: alles, um den Wert ihrer Fir­men und damit ihres eige­nen Aktien­port­fo­lios zu mehren. So begin­nt das, was Cory Doc­torow so tre­f­fend Enshit­ti­fi­ca­tion nen­nt:

  1. Die großen Plat­tfor­men binden Kun­den mit einem attrak­tiv­en und preis­gün­sti­gen, wenn nicht gar kosten­losen Ange­bot.
  2. Wenn sie viele Kun­den gewon­nen haben, binden sie Anbi­eter mit attrak­tiv­en Kon­di­tio­nen und umfassen­dem Ser­vice.
  3. Wenn Kun­den und Anbi­eter sich gegen­seit­ig an die Plat­tform binden, begin­nen diese nach und nach Preise anzuziehen und Kon­di­tio­nen zu ver­schlechtern und damit möglichst viel Ren­dite aus bei­den Parteien zu ziehen.

Egal, ob Google für das Online-Mar­ket­ing, Ama­zon für den Han­del oder eben Face­book, Insta­gram und – allen voran – Twitter/X, alle fol­gen diesem Play­book. Da wir mit­tler­weile tief in der drit­ten Phase angekom­men sind und diese mit der Über­nahme von Twit­ter durch Elon Murks ihren (vor­läu­fi­gen?) Höhep­unkt erre­icht hat, stellt sich die Frage: Was jet­zt?

Zurück zu den Anfängen – zumindest ein bisschen.

Glück­licher­weise stand mit dem Fedi­ver­sum und ins­beson­dere Mastodon ein inter­es­san­ter und attrak­tiv­er Nach­fol­ger bere­it, als Xit­ter immer mehr offen poli­tisch und per­sön­lich instru­men­tal­isiert wurde. Damit gab es eine mehr als adäquate Alter­na­tive für die kom­merziellen Ange­bote, die dezen­tral organ­isiert und in erster Lin­ie im Ehre­namt oder als echte Dien­stleis­tung betrieben wird – im Sinne der Nutzer*innen, auch wenn übliche Kon­flik­te über Stärken und Schwächen sowie die Schw­er­punk­te der Weit­er­en­twick­lung nicht aus­bleiben. Das Fedi­ver­sum bildet dabei neben Mastodon/Twitter noch weit­ere soziale Medi­en nach: Es gibt (tech­nis­che) Alter­na­tiv­en zu Face­book (frien­di­ca), Insta­gram (pix­elfed), YouTube (peer­tube) oder sog­ar Tik­Tok (loops), die jedoch alle noch nicht annäh­ernd die Ver­bre­itung haben wie Mastodon.

Damit wäre die Ver­net­zung also abgedeckt und aus den Fän­gen der US-amerikanis­chen Tech-Mogule befre­it. Gle­ichzeit­ig wer­den aber auch Blogs wieder inter­es­san­ter, auf denen in ein­fach genau das machen kann, was ich möchte. Hier kann ich mit dem Design spie­len, meine eige­nen inhaltlichen wie gestal­ter­ischen For­mate entwick­eln. Es gibt keine Mod­er­a­tion und alles liegt in mein­er Hand. Für einen Frick­el­er und Bastler wie mich ist es das Paradies. Die Kom­bi­na­tion aus einem eige­nen Blog und unter­schiedlichen Accounts im Fedi­ver­sum bietet mir die ulti­ma­tive Unab­hängigkeit von den großen Kon­glom­er­at­en und ein ver­loren geglaubtes Maß an Frei­heit gegenüber den Dien­sten, die sog­ar schon anfan­gen, den guten alten Hyper­link auszu­booten.

Meine Blog-Geschichte

Die kritische Seite (1999 bis 2018)

Meine per­sön­liche Reise im und durch das Netz begin­nt sog­ar noch vor der Zeit der Blogs irgend­wann Ende der 1990er-Jahre mit ein­er Web­seite mit Buchkri­tiken. Die kri­tis­che Seite war meine erste Heimat im Netz und blieb bis unge­fähr 2017/18 online.

Erst als handgestrick­te HTML-Dateien mit Tabellen-Lay­out und Sin­gle-Pix­el-GIFs,

dann ab ~2004 auf der Grund­lage eigen­er PHP-Skripte und ein­er MySQL-Daten­bank

und schließlich als Word­Press-Blog mit selb­st­geschrieben­em Plu­g­in für die Ver­wal­tung der Rezen­sio­nen.

2018 entsch­ied ich mich dann aber, die Seite abzuschal­ten, da ich ein­fach nicht mehr die Lust hat­te, neue Rezen­sio­nen zu schreiben. Die Büch­er sind mir, wie ihr seht, aber erhal­ten geblieben.

Weltenflüstern (2015 bis 2023(?))

Aus der kri­tis­chen Seite ent­stand dann 2015 mein Pod­cast Wel­tenflüstern, in dem ich über acht Jahre in immer­hin 64 Episo­den Romane aus den Gen­res Sci­ence-Fic­tion und Fan­ta­sy rezen­siert habe. Kürzere Pen­delzeit­en in meinem neuen Job und die Geburt unseres Sohnes führten dann allerd­ings lei­der dazu, dass ich nicht mehr genug lesen kon­nte, diesen Pod­cast zu bespie­len, und irgend­wann schwand dann auch die Lust.

Die Fol­gen sind aber nach wie vor online und irgend­wie juckt es mich ger­ade auch wieder, hier ein wenig nachzule­gen. Es muss ja nicht in der­sel­ben engen Tak­tung sein. Mal sehen …

Weltenkreuzer (seit 2004)

Par­al­lel zu der kri­tis­chen Seite ent­stand Mitte der 2000er dann der Wel­tenkreuzer als klas­sis­ch­er Blog mit Fund­stück­en und Kom­mentaren zum Net­zgeschehen – mal mehr und oft weniger aktiv.

2014 nach unserem Umzug nach Dort­mund gab es eine Phase, in der ich den Blog dann wieder inten­siv­er genutzt habe: für Zusam­men­fas­sun­gen von Sach­büch­ern ein­er­seits und Rezen­sio­nen von The­ater, Ausstel­lun­gen und Konz­erten ander­er­seits. Diese Rezen­sio­nen find­en sich mit­tler­weile auf mein­er anderen Web­seite – nilsmueller.info.

Doch ein neuer Job und später dann ein Kind und Coro­na set­zten auch dieser Phase ein Ende und so düm­pelte der Blog so vor sich hin. Dann ver­tiefte ich mich immer mehr in das The­ma Per­son­al Knowl­edge Man­age­ment (PKM) und die Idee eines dig­i­tal­en Zettelka­s­tens und so ent­stand dieses neue For­mat, das jet­zt seit 2023 vor sich hin gärt, und nun eine erste „sta­bile“ Ver­sion erre­icht hat. Doch dazu mehr im näch­sten Teil.

Zwischen zwei Deckeln (seit 2019)

Mit der Pod­cast-Erfahrung von Wel­tenflüstern und den Buchzusam­men­fas­sun­gen des Wel­tenkreuzer habe ich 2019 zusam­men mit Christoph den Pod­cast Zwis­chen zwei Deck­eln gegrün­det. Hier find­en sich immer zwei inter­essierte Leser*innen aus einem Team von mit­tler­weile vier Leuten zusam­men, und eine der Bei­den stellt dem anderen ein Sach­buch und dessen zen­trale Ideen vor.

Die Ideen hinter diesem Format

Was hat es nun also mit diesem Relaunch des Wel­tenkreuzer als „Denkraum“ auf sich?

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich damit, wie struk­turi­erte Noti­zen und helfen kön­nen, bess­er zu ler­nen und zu denken. Ich lese mich tagein, tagaus durch Büch­er und Artikel, doch bis vor ein paar Jahren hat­te ich kurz darauf das meiste schon wieder vergessen. Markierun­gen und Noti­zen habe ich zwar gemacht, hat­te dann aber keinen Plan, wie ich weit­er mit ihnen umge­hen sollte.

Dann bin ich auf die Idee des „Zettelka­s­tens“ gestoßen, ein­er Tech­nik, Noti­zen nicht nur zu machen, son­dern gezielt zu verknüpfen und zu ver­net­zen, um dann später genau im richti­gen Moment wieder auf sie aufmerk­sam gemacht zu wer­den. So ist in den let­zten Jahren mein per­sön­lich­er dig­i­taler Zettelka­s­ten mit bis­lang gut 600 Zetteln gewach­sen.

Diese Form der Noti­zen nimmt eine merk­würdi­ge, aber sehr nüt­zliche Zwis­chen­po­si­tion ein zwis­chen kurzem Gekritzel, das schon nach ein paar Tagen unver­ständlich ist, und fer­ti­gen Pro­duk­ten oder Zusam­men­fas­sun­gen ein, die z. B. ein Buch in sein­er Gesamtheit wiedergeben. Stattdessen hat jed­er Gedanke und jede Idee ihre eigene Notiz und kann als solche wild und frei mit anderen Noti­zen aus anderen Quellen oder meinem Kopf verknüpft wer­den. Auch in meine Blog­posts kann ich diese Noti­zen dann ein­fach einkop­peln.

Und wenn ich mir schon die Mühe mache, meine Leseno­ti­zen halb­wegs ver­ständlich zu for­mulieren, dann kann ich sie ja (zum Teil) auch veröf­fentlichen – auf dieser Seite, markiert eben als „Leseno­ti­zen“. Diese sind daher nicht als aus­gereifte Argu­men­ta­tio­nen und gar meine eigene Mei­n­ung zu ver­ste­hen. Es sind Aspek­te, die ich für bedenkenswert halte und die in meinen Denkraum aufnehmen möchte. Ihr kön­nt hier diesen Ideen fol­gen, denen ich so über den Weg laufe, und euch über die direk­te Ver­linkung oder die vergebe­nen Tags durch deren Welt klick­en. Rechts ste­ht dabei immer der eigentliche Text und links sind the­ma­tisch ver­wandte Noti­zen angezeigt – teil­weise zufäl­lig aus­gewählt.

Daneben gibt es noch „klas­sis­che“ Blog­beiträge wie diesen hier und einen Ein­blick in die Medi­en, die ich ger­ade lese, höre, schaue und spiele. Klickt euch ein­fach durch. Eine Kom­men­tar­funk­tion gibt es auf dieser Seite nicht, sprecht mich aber gerne auf Mastodon oder Bluesky an. Mehr zu meinem beru­flichen Ich und Poliertiere Texte find­et ihr unter nilsmueller.info.

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