Vom Lesen, Denken und Bloggen
Es ist mal wieder so weit. Ein neuer Weltenkreuzer geht online, wieder in einem neuen Format. Der Weltenkreuzer ist jetzt nicht mehr „nur“ Blog, er ist auch kein „Magazin“, er ist auch nicht meine berufliche Webseite in diesem Netz. Er ist Teil meines Denkraums, meiner Notizenwelt, meines „Zettelkastens“.
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Wenn du mehr wissen willst, geht es hier in drei Etappen weiter:
- Warum will ich wieder bloggen?
- Was habe ich bisher so gebloggt?
- Was hat es mit diesem „Denkraum“ auf sich?
Klick dich direkt zu dem Teil, der dich interessiert, oder lies einfach weiter.
Bloggen im Zeitalter der sozialen Netzwerke
In den “Nullerjahren” war das Bloggen der heiße Scheiß in diesem unserem Internet. Es ermöglichte jedem mit ein wenig technischem Grundverständnis, Texte nicht nur zu schreiben, sondern auch zu veröffentlichen. Es gab die Möglichkeit zu kommentieren und Pingbacks vernetzten Blogs auch auf technischer Ebene miteinander. So entstand ein lebendiges Netzwerk von meist als Hobby betriebenen Blogs und damit so etwas Ähnliches wie eine Netzöffentlichkeit.
Enshittification der sozialen Netzwerke
Schon wenige Jahre später wurden die kleinen, unabhängigen Blogs dann von den großen sozialen Netzwerken aus den USA abgelöst: Facebook, Pinterest, Twitter, Instagram und in gewisser Weise auch YouTube machten es noch einfacher, sich mit anderen Menschen zu verbinden und wurden Blogs zu einer immer kleineren Nische. Texte wurden dort zwar immer noch geschrieben, die Vernetzung wanderte aber immer stärker zu den zentralen Plattformen und damit in die Hände weniger Silicon-Valley-Milliardäre.
Und Milliardäre tun, was Milliardäre so tun: alles, um den Wert ihrer Firmen und damit ihres eigenen Aktienportfolios zu mehren. So beginnt das, was Cory Doctorow so treffend Enshittification nennt:
- Die großen Plattformen binden Kunden mit einem attraktiven und preisgünstigen, wenn nicht gar kostenlosen Angebot.
- Wenn sie viele Kunden gewonnen haben, binden sie Anbieter mit attraktiven Konditionen und umfassendem Service.
- Wenn Kunden und Anbieter sich gegenseitig an die Plattform binden, beginnen diese nach und nach Preise anzuziehen und Konditionen zu verschlechtern und damit möglichst viel Rendite aus beiden Parteien zu ziehen.
Egal, ob Google für das Online-Marketing, Amazon für den Handel oder eben Facebook, Instagram und – allen voran – Twitter/X, alle folgen diesem Playbook. Da wir mittlerweile tief in der dritten Phase angekommen sind und diese mit der Übernahme von Twitter durch Elon Murks ihren (vorläufigen?) Höhepunkt erreicht hat, stellt sich die Frage: Was jetzt?
Zurück zu den Anfängen – zumindest ein bisschen.
Glücklicherweise stand mit dem Fediversum und insbesondere Mastodon ein interessanter und attraktiver Nachfolger bereit, als Xitter immer mehr offen politisch und persönlich instrumentalisiert wurde. Damit gab es eine mehr als adäquate Alternative für die kommerziellen Angebote, die dezentral organisiert und in erster Linie im Ehrenamt oder als echte Dienstleistung betrieben wird – im Sinne der Nutzer*innen, auch wenn übliche Konflikte über Stärken und Schwächen sowie die Schwerpunkte der Weiterentwicklung nicht ausbleiben. Das Fediversum bildet dabei neben Mastodon/Twitter noch weitere soziale Medien nach: Es gibt (technische) Alternativen zu Facebook (friendica), Instagram (pixelfed), YouTube (peertube) oder sogar TikTok (loops), die jedoch alle noch nicht annähernd die Verbreitung haben wie Mastodon.
Damit wäre die Vernetzung also abgedeckt und aus den Fängen der US-amerikanischen Tech-Mogule befreit. Gleichzeitig werden aber auch Blogs wieder interessanter, auf denen in einfach genau das machen kann, was ich möchte. Hier kann ich mit dem Design spielen, meine eigenen inhaltlichen wie gestalterischen Formate entwickeln. Es gibt keine Moderation und alles liegt in meiner Hand. Für einen Frickeler und Bastler wie mich ist es das Paradies. Die Kombination aus einem eigenen Blog und unterschiedlichen Accounts im Fediversum bietet mir die ultimative Unabhängigkeit von den großen Konglomeraten und ein verloren geglaubtes Maß an Freiheit gegenüber den Diensten, die sogar schon anfangen, den guten alten Hyperlink auszubooten.
Meine Blog-Geschichte
Die kritische Seite (1999 bis 2018)
Meine persönliche Reise im und durch das Netz beginnt sogar noch vor der Zeit der Blogs irgendwann Ende der 1990er-Jahre mit einer Webseite mit Buchkritiken. Die kritische Seite war meine erste Heimat im Netz und blieb bis ungefähr 2017/18 online.
Erst als handgestrickte HTML-Dateien mit Tabellen-Layout und Single-Pixel-GIFs,
dann ab ~2004 auf der Grundlage eigener PHP-Skripte und einer MySQL-Datenbank
und schließlich als WordPress-Blog mit selbstgeschriebenem Plugin für die Verwaltung der Rezensionen.
2018 entschied ich mich dann aber, die Seite abzuschalten, da ich einfach nicht mehr die Lust hatte, neue Rezensionen zu schreiben. Die Bücher sind mir, wie ihr seht, aber erhalten geblieben.
Weltenflüstern (2015 bis 2023(?))
Aus der kritischen Seite entstand dann 2015 mein Podcast Weltenflüstern, in dem ich über acht Jahre in immerhin 64 Episoden Romane aus den Genres Science-Fiction und Fantasy rezensiert habe. Kürzere Pendelzeiten in meinem neuen Job und die Geburt unseres Sohnes führten dann allerdings leider dazu, dass ich nicht mehr genug lesen konnte, diesen Podcast zu bespielen, und irgendwann schwand dann auch die Lust.
Die Folgen sind aber nach wie vor online und irgendwie juckt es mich gerade auch wieder, hier ein wenig nachzulegen. Es muss ja nicht in derselben engen Taktung sein. Mal sehen …
Weltenkreuzer (seit 2004)
Parallel zu der kritischen Seite entstand Mitte der 2000er dann der Weltenkreuzer als klassischer Blog mit Fundstücken und Kommentaren zum Netzgeschehen – mal mehr und oft weniger aktiv.
2014 nach unserem Umzug nach Dortmund gab es eine Phase, in der ich den Blog dann wieder intensiver genutzt habe: für Zusammenfassungen von Sachbüchern einerseits und Rezensionen von Theater, Ausstellungen und Konzerten andererseits. Diese Rezensionen finden sich mittlerweile auf meiner anderen Webseite – nilsmueller.info.
Doch ein neuer Job und später dann ein Kind und Corona setzten auch dieser Phase ein Ende und so dümpelte der Blog so vor sich hin. Dann vertiefte ich mich immer mehr in das Thema Personal Knowledge Management (PKM) und die Idee eines digitalen Zettelkastens und so entstand dieses neue Format, das jetzt seit 2023 vor sich hin gärt, und nun eine erste „stabile“ Version erreicht hat. Doch dazu mehr im nächsten Teil.
Zwischen zwei Deckeln (seit 2019)
Mit der Podcast-Erfahrung von Weltenflüstern und den Buchzusammenfassungen des Weltenkreuzer habe ich 2019 zusammen mit Christoph den Podcast Zwischen zwei Deckeln gegründet. Hier finden sich immer zwei interessierte Leser*innen aus einem Team von mittlerweile vier Leuten zusammen, und eine der Beiden stellt dem anderen ein Sachbuch und dessen zentrale Ideen vor.
Die Ideen hinter diesem Format
Was hat es nun also mit diesem Relaunch des Weltenkreuzer als „Denkraum“ auf sich?
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich damit, wie strukturierte Notizen und helfen können, besser zu lernen und zu denken. Ich lese mich tagein, tagaus durch Bücher und Artikel, doch bis vor ein paar Jahren hatte ich kurz darauf das meiste schon wieder vergessen. Markierungen und Notizen habe ich zwar gemacht, hatte dann aber keinen Plan, wie ich weiter mit ihnen umgehen sollte.
Dann bin ich auf die Idee des „Zettelkastens“ gestoßen, einer Technik, Notizen nicht nur zu machen, sondern gezielt zu verknüpfen und zu vernetzen, um dann später genau im richtigen Moment wieder auf sie aufmerksam gemacht zu werden. So ist in den letzten Jahren mein persönlicher digitaler Zettelkasten mit bislang gut 600 Zetteln gewachsen.
Diese Form der Notizen nimmt eine merkwürdige, aber sehr nützliche Zwischenposition ein zwischen kurzem Gekritzel, das schon nach ein paar Tagen unverständlich ist, und fertigen Produkten oder Zusammenfassungen ein, die z. B. ein Buch in seiner Gesamtheit wiedergeben. Stattdessen hat jeder Gedanke und jede Idee ihre eigene Notiz und kann als solche wild und frei mit anderen Notizen aus anderen Quellen oder meinem Kopf verknüpft werden. Auch in meine Blogposts kann ich diese Notizen dann einfach einkoppeln.
Und wenn ich mir schon die Mühe mache, meine Lesenotizen halbwegs verständlich zu formulieren, dann kann ich sie ja (zum Teil) auch veröffentlichen – auf dieser Seite, markiert eben als „Lesenotizen“. Diese sind daher nicht als ausgereifte Argumentationen und gar meine eigene Meinung zu verstehen. Es sind Aspekte, die ich für bedenkenswert halte und die in meinen Denkraum aufnehmen möchte. Ihr könnt hier diesen Ideen folgen, denen ich so über den Weg laufe, und euch über die direkte Verlinkung oder die vergebenen Tags durch deren Welt klicken. Rechts steht dabei immer der eigentliche Text und links sind thematisch verwandte Notizen angezeigt – teilweise zufällig ausgewählt.
Daneben gibt es noch „klassische“ Blogbeiträge wie diesen hier und einen Einblick in die Medien, die ich gerade lese, höre, schaue und spiele. Klickt euch einfach durch. Eine Kommentarfunktion gibt es auf dieser Seite nicht, sprecht mich aber gerne auf Mastodon oder Bluesky an. Mehr zu meinem beruflichen Ich und Poliertiere Texte findet ihr unter nilsmueller.info.