Wie die DDR das Bauhaus vereinnahmt

Ok, ich sollte vielleicht doch erst das ganze Buch zu Ende lesen, bevor ich versuche, seinen Inhalt zusammenzufassen. Die Beobachtung, dass sich die DDR in der Architektur und der Gestaltung von dem Modernismus abwandte und auf historische Stilmittel zurückgriff galt nämlich nur bis zur Entstalinisierung von UdSSR und DDR. Diese führte nämlich zu einer Kehrtwende, bei der die Funktion eines Gebäudes in den Mittelpunkt rückte.

Dabei wandte sich die neue Doktrin jedoch gegen den Formalismus, der das Bauhaus ebenfalls geprägt wurde und so wurde beispielsweise Franz Ehrlich vorgeworfen, „die Funktion [diene] nur nur als Vorwand für alle möglichen formalistischen Kunststücke“. Dennoch wurde das Bauhaus nach und nach von der sozialistischen Welt vereinnahmt und als Vorläufer der industriellen Bauproduktion interpretiert.

So schrieb Leonid Patzinow in seinem Text „Das schöpferische Erbe des Bauhauses“, dass im Bauhaus „erstmals die Maschine als das Hauptmittel der künstlerischen Produktion“ eingesetzt worden sei. Dabei steht diese Interpretation im starken Gegensatz zumindest zum Weimarer Bauhaus, das großen Wert auf die handwerkliche Gestaltung legte.

Franz Ehrlich selbst, der auch in der bauhaus-affinen DDR keinen architektonischen Fuß auf den Boden bekam, beschwerte sich ebenfalls, dass es in der DDR keine Architektur mehr gebe, sondern lediglich „bautechnische Projektierung“. Das änderte jedoch nichts daran, dass die DDR das Dessauer Bauhaus zu einem Gewährsmann der zentralistischen Planung und gesellschaftlichen Kontrolle machte.

(Quelle: „Gefangen in der Titotalitätsmaschine: Der Bauhäusler Franz Ehrlich“ von Friedrich von Borries und Jens-Uwe Fischer)

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