KI verhindert Lernen und zerstört Kompetenz
Die Kunst ist ein Bereich, in dem man besonders gut über die Unterschiede zwischen menschengemachten und maschinell generierten Artefakten nachdenken kann. Dies tut Ted Chiang mal wieder auf seine unnachahmlich pointierte Weise in seinem relativ neuen Artikel Why A.I. Isn’t Going to Make Art. Er schließt dabei unmittelbar an die Argumente an, die ich hier auch schon formuliert habe: KI-Kunst kennt keine Originale und KI-Kunst ohne Intention.
Chiang fasst diese Punkte treffend zusammen:
Generative A.I. appeals to people who think they can express themselves in a medium without actually working in that medium. But the creators of traditional novels, paintings, and films are drawn to those art forms because they see the unique expressive potential that each medium affords. It is their eagerness to take full advantage of those potentialities that makes their work satisfying, whether as entertainment or as art.
Mit Blick auf das Lernen lassen sich exakt dieselben Dynamiken beschreiben – zum Beispiel bei studentischen Haus- oder Abschlussarbeiten. Hier geht es normalerweise nicht um den resultierenden Text, sondern um den Prozess, die Arbeit – eben das Lernen. Das kann einem KI aber nicht abnehmen. Sie erzeugt nur, was der erwarteten Form entspricht.
Chiang bringt dies – mal wieder – auf einen prägnanten Punkt:
Using ChatGPT to complete assignments is like bringing a forklift into the weight room
Dieser Fokus auf die Form, die äußere Erscheinung des Produktes führt schließlich dazu, dass wir verlernen, die damit verbundene Intention, die „Aura“ wahrzunehmen oder eben auch tatsächlich zu lernen.
Nehmen wir diesen Blog als Beispiel: Könnte eine KI diese Art der Zusammenfassungen nicht schneller oder vielleicht sogar „cleaner“ formuliert produzieren? Sicherlich. Aber dann würde ich nichts dabei lernen. Ich würde mir nicht die Gedanken machen müssen, welche alten Texte ich hier vielleicht einbinden könnte. Ich müsste mir nicht genau überlegen, was ich eigentlich ausdrücken will, um es dann in die richtigen Wörter fassen zu können. Diese Arbeit, die ich mittlerweile seit knapp anderthalb Stunden an einem lohnarbeitsfreien Tag genieße, wäre zwar in fünf Minuten erledigt, aber sie wäre inhärent sinnlos und ich würde mich in ihr nicht weiterentwickeln.
Sich aktiv dem Weg in die kollektive Mittelmäßigkeit entgegenzustellen, ist mittlerweile fast schon zu einem widerständigen Akt geworden. Auch hier findet Ted Chiang wieder wirklich gute Worte:
The task that generative A.I. has been most successful at is lowering our expectations, both of the things we read and of ourselves when we write anything for others to read. It is a fundamentally dehumanizing technology because it treats us as less than what we are: creators and apprehenders of meaning. It reduces the amount of intention in the world.