Intellektuelles Wissen folgt der Arbeit, es geht ihr nicht voraus

Heutzu­tage tren­nen wir rel­a­tiv klar zwis­chen „Wis­sensar­beit“ und „physis­ch­er“ Arbeit. Spätestens mit den Man­age­men­tideen Fred­er­ick Tay­lors ist diese Unter­schei­dung fest etabliert. Bei genauem Hin­se­hen lässt sie sich jedoch kaum aufrechter­hal­ten: Jede physis­che Arbeit enthält immer auch einen gewis­sen Anteil an Wis­sen – nicht nur ein verk­lärtes „ursprünglich­es“ Kun­sthandw­erk, son­dern auch Land­wirtschaft oder die Pro­duk­tion von All­t­ags­gütern.

Um diesem Umstand Rech­nung zu tra­gen, haben Roberts und Schaf­fer den Begriff der mind­ful hand for­muliert, über den Mat­teo Pasquinel­li in seinem Buch The Eye of the Mas­ter schreibt:

Roberts and Schaf­fer, for their part, have pro­posed the ele­gant image of the ‘mind­ful hand’ as a way to rec­og­nize and recom­pose the inge­nu­ity of man­u­al labour, mechan­i­cal exper­i­ments, and sci­en­tif­ic work­shops through­out moder­ni­ty, with­out roman­ti­cis­ing crafts­man­ship as con­ser­v­a­tive dis­course so often does. 30 Rather than cul­ti­vat­ing the provin­cial ‘hero­ism’ of crafts­men in a reac­tionary way, the image of the ‘mind­ful hand’ stress­es the con­vivial dimen­sion of exper­i­men­tal life and its inven­tions.

Es geht hier­bei also nicht um die Erschaf­fung großer Kun­st und handw­erk­lich­er Meis­ter­stücke, son­dern um das rou­tinierte alltägliche Han­deln, das meist auch nicht in sozialer Iso­la­tion stat­tfind­et. Es ist stattdessen einge­bet­tet in ein kom­plex­es Geflecht aus Inter­ak­tio­nen. Beson­ders hebt … dabei die unzäh­li­gen Entschei­dun­gen her­vor, in denen sich etabliertes Wis­sen in der vorge­blich rein physis­chen Arbeite zeigt:

He called infor­ma­tion pre­cise­ly all the inno­v­a­tive ‘micro- deci­sions’ that work­ers take along the pro­duc­tion process, that give form to the prod­uct, but also reg­u­late the machinic appa­ra­tus itself: (Pos. 2003)

Auf diese Weise entste­ht eine neue The­o­rie der Arbeit, die nicht die bewusste intellek­tuelle Pla­nung und das entsprechende Wis­sen her­vorhebt, son­dern ger­ade die unbe­wusste Kom­pe­tenz und das rou­tinierte Han­deln betont:

Rather than a knowl­edge the­o­ry of labour that grants pri­ma­cy to con­scious activ­i­ty, like the one in Thomp­son and Hodgskin, Marx main­tains a labour the­o­ry of knowl­edge that recog­nis­es the cog­ni­tive import of forms of labour that are social, dis­trib­uted, spon­ta­neous, and uncon­scious.

An dieser Stelle zeigt sich dann auch eine enge Verbindung zu der Idee der „dick­en Regeln“, über die Lor­raine Das­ton schreibt und die eben genau diese Verbindung zwis­chen den unzäh­li­gen fast schon automa­tis­chen Entschei­dun­gen und ihrer Abstrak­tion darstellen.

Quellen

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