Notiz

  • Dig­i­tale Gärten sind ein Gege­nen­twurf zum Bloggen, der nicht fer­tige Texte und den Kampf um Aufmerk­samkeit und Leser:innen in den Mit­telpunkt stellt, son­dern das langsame und schrit­tweise Entwick­eln von Gedanken und den Auf­bau von Wis­sen. Sie sind damit eine Gegen­reak­tion auf die Organ­i­sa­tion des Inter­nets als Strom. Sie schließen an die Gestalt der klas­sis­chen Home­page…

  • Auch der Jour­nal­is­mus hat im hohen Maße dazu beige­tra­gen, dass das Inter­net als Strom organ­isiert ist. Er war schon immer von der Zeit abhängig: täglich, wöchentlich oder monatlich wur­den zu diesem Zeit­punkt rel­e­vante Infor­ma­tio­nen zusam­mengestellt und in der Form fer­tiger Artikel präsen­tiert. Für die Darstel­lung kom­plex­er­er Zusam­men­hänge oder das „Wis­sen“ waren Büch­er zuständig, die jedoch…

  • Empirische und normative Fragen Im ersten Semes­ter meines Sozi­olo­gie-Studi­ums saß ich in der Ver­anstal­tung „Ein­führung in die Meth­o­d­en der empirischen Sozial­forschung“ bei Ger­hard Schulze. In ein­er der ersten Wochen gibt es dabei um den Unter­schied zwis­chen „nor­ma­tiv­en“ und „empirischen“ Fragestel­lun­gen, der sich mich rel­a­tiv schnell erschloss: Nor­ma­tive Fra­gen richt­en sich darauf, wie etwas sein soll(!),…

  • Der Blick auf die aktuelle poli­tis­che und gesellschaftliche Diskus­sion im Hin­blick auf den gesellschaftlichen Wan­del bringt mich immer wieder an densel­ben Punkt: die Posi­tio­nen, die heutzu­tage als „kon­ser­v­a­tiv“ oder auch „recht­spop­ulis­tisch“ gel­ten, zeich­nen sich durch eine Nat­u­ral­isierung des Beste­hen­den und über­höhte Ansprüche an das Neue aus. Sie spiegeln damit eine Art Sta­tus-Quo-Extrem­is­mus wider. Das Alte…

  • Seit einiger Zeit ist die Wis­senschaft Diener zweier Her­ren: Auf der einen Seite ste­ht die Idee des Wis­sens um des Wis­sens willen; das hehre Ide­al des neugieri­gen Men­schen, der seine Welt ver­ste­hen möchte. Die andere Seite ist pro­fan­er. Hier geht es um das konkrete Lösen von Prob­le­men, das Erledi­gen von Auf­gaben und – abstrak­ter for­muliert…

  • Ein hoch-aktuelles und ein­drück­lich­es Beispiel für die Schat­ten­seit­en des Indi­vid­u­al­is­mus find­et sich in der aktuellen Ver­bre­itung des radikalen Islamis­mus. Dieser ist näm­lich keineswegs im Kern des Islam angelegt, son­dern eine Ide­olo­gie des 20. Jahrhun­derts, wie sowohl Ed Husain in Weltof­fen aus Tra­di­tion als auch Thomas Bauer in Die Verein­deu­ti­gung der Welt nachze­ich­nen: Über die Jahrhun­derte…

  • Ein beliebter Vor­wurf gegenüber der Schule ist, dass schein­bar sinnlose Wieder­holen grundle­gen­der Tätigkeit­en, wie zum Beispiel das Abschreiben eines Textes oder das Auswendigler­nen eines Gedichts. Vielle­icht kann man diese Punk­te aber auch ein wenig anders fra­men: Wenn Sportler:innen oder Musiker:innen trainieren – egal auf welchem Niveau – nutzen sie immer auch Übun­gen, die grundle­gende Bewe­gungsabläufe…

  • Eine Diskus­sion, in die ich mich immer wieder ein­bringe ist die zum Unter­schied zwis­chen Natur- und Sozial­wis­senschaften. Daher ist es vielle­icht mal sin­nvoll, hier meine zen­tralen Posi­tio­nen etwas aus­führlich­er zu ver­schriftlichen, um dann später bess­er darauf ver­weisen zu kön­nen. Dynamik des Untersuchungsgegenstands Ein wichtiger Punkt in den Sozial­wis­senschaften gegenüber den Natur­wis­senschaften ist die Dynamik des…

  • Der Indi­vid­u­al­is­mus ist eine der grundle­gend­sten Ide­olo­gien unser­er Zeit. Egal ob es um den kap­i­tal­is­tis­chen Mythos geht, der Wohl­stand durch die indi­vidu­elle Leis­tung recht­fer­tigt, oder um die Auflö­sung ehe­mals dom­i­nan­ter und als objek­tiv gültig akzep­tiert­er Wertesys­teme wie Reli­gio­nen. Vie­len Denker:innen gilt das als unbe­stre­it­bar­er Fortschritt. Sie sind skep­tisch gegenüber sämtlichen kollek­tiv­en Sozial­for­men, die nicht das…

  • Mit der Indi­vid­u­al­isierung haben die Reli­gio­nen nicht nur die Deu­tung­shoheit über die Erk­lärung der Welt an die Wis­senschaften ver­loren. Sie haben auch ihre moralisch-ethis­che Verbindlichkeit an das Indi­vidu­um abtreten müssen. Damit wird dem Indi­vidu­um jedoch eine gewaltige Bürde aufer­legt: Es muss die Antwort auf seine per­sön­liche Frage nach dem guten und richti­gen Leben nun kom­plett…