Moderner Blick auf Entstehung des Computers versteckt kollektive Leistung hinter Genie-Kult

Wenn wir heute auf die frühe Entwick­lung des Com­put­ers zurück­blick­en, ste­hen da in erster Lin­ie zwei Namen: Charles Bab­bage und Ada Lovelace. Sie gel­ten als Erfinder*innen des Com­put­ers bzw. der heute so zen­tralen Unter­schei­dung von Hard­ware und Soft­ware. Doch gegen­teilig zu der dominieren­den Erzählweise indi­vidu­eller Genies waren bei­de in erster Lin­ie Kinder ihrer Zeit und grif­f­en die dort dom­i­nan­ten Nar­ra­tive und Entwick­lun­gen auf. So schreibt Mat­teo Pasquinel­li in seinem Buch The Eye of the Mas­ter:

Both Bab­bage and Lovelace’s sto­ries belong to a nar­ra­tive of the indus­tri­al era in which social hier­ar­chies and intel­lec­tu­al debts are mys­ti­fied by a pre­dictable bour­geois per­son­al­i­ty cult.

Auch wenn die Über­tra­gung in die tech­nol­o­gis­che Welt natür­lich eine her­aus­ra­gende intellek­tuelle Leis­tung ist, war sie eben doch nur möglich, weil sie auf etablierten For­men der sozialen Arbeit­sor­gan­i­sa­tion auf­bauen kon­nte. Nur so kon­nte sie die Grund­lage für unseren tech­nokratis­chen Blick auf Arbeit und Gesellschaft leg­en. Dazu Pasquinel­li:

Bab­bage cap­tured the col­lec­tive intel­li­gence of the divi­sion of labour and instru­men­talised it to build a tech­no­crat­ic view of soci­ety.

Aus marx­is­tis­ch­er Per­spek­tive wird daraus sog­ar eine bewusste Vere­in­nah­mung des Wis­sens und Kön­nens der Arbeit­er­schaft. Hier wer­den im Dien­ste der heuti­gen Obses­sion mit Tech­nolo­gie die Beiträge der Arbeiter*innen fast schon bewusst ver­schleiert, um deren Unter­legen­heit gegenüber den Maschi­nen zu beto­nen:

The epis­temic impe­ri­al­ism of sci­ence insti­tu­tions has obfus­cat­ed the role that labour, crafts­man­ship, exper­i­ments, and spon­ta­neous forms of knowl­edge have played in tech­no­log­i­cal change.

Quellen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert