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Kapitalisierung von Wissen als Gefahr für den Kapitalismus schon im 19. Jhdt. erkannt

Die zentrale Rolle von Wissen für die Wirtschaft – auch die Produktionswirtschaft – war schon Charles Babbage am Anfang des 19. Jahrhunderts bewusst. Insbesondere sah er in der zunehmenden Kapitalisierung des Wissens der Arbeiterschaft in Maschinen ein langfristiges Risiko für das langfristige Funktionieren eines arbeitszentrierten Kapitalismus – ähnlich übrigens wie das unlikely couple aus David Ricardo und Karl Marx. Matteo Pasquinelli schreibt darüber in seinem Buch The Eye of the Master:

According to Babbage, the ratio of the ‘continually increasing field of human knowledge’ is exponential, and one wonders (as did the Ricardian socialists and Marx) what the effect would be of such an overproduction of knowledge and science on the economy and on capital accumulation.

Gerade Marx macht dabei deutlich, dass langfristig die Akkumulation von Wissen relevanter werden könnte als die klassischer physischer Produktionsfaktoren. Pasquinelli fasst das in der Formulierung „The devaluation of capital by knowledge accumulation“ zusammen. Hiermit ist schon im 19. Jahrhundert ein Prozess beschrieben, den wir heute beobachten können: Während immer größere Teile der „westlichen“ Wirtschaft auf rein-wissensbasierten Tätigkeiten aufbauen, gerät die physische Welt immer mehr aus dem Blick und wird noch stärker als „stumme Ressource“ betrachtet, die im Dienste des virtuellen ausgebeutet werden kann.

Quellen