Erste moderne Arbeitsteilung gab es bei intellektueller Arbeit

Arbeit­steilung und Automa­tisierung von Arbeit verbinden wir im Nor­mal­fall mit physis­ch­er Arbeit und der Pro­duk­tion von Gütern. Nach­dem sie the­o­retisch bere­its im 18. Jahrhun­dert beschrieben wurde – z. B. bei Ques­nay und Adam Smith wird der Beginn ihres Siegeszugs üblicher­weise auf die Arbeit­en Fred­er­ick Tay­lors am Anfang des 20. Jahrhun­derts datiert. Hier wird die Pla­nung und Konzep­tion des Pro­duk­tion­sprozess­es als intellek­tuelle Arbeit etabliert und von der reinen Aus­führung der geplanten Arbeitss­chritte als fast schon unqual­i­fizierte Arbeit getren­nt.

His­torisch gibt es jedoch einen ganz zen­tralen Vor­läufer dieser Entwick­lung, der zumin­d­est mir bis­lang kom­plett neu war – auch weil er an ein­er uner­warteten Stelle lauert: in dem, was wir heute „Wis­sensar­beit“ nen­nen. Schon Ende des 18. Jahrhun­derts wurde hier näm­lich genau dieses Prinzip, das Tay­lor erst 1911 für die physis­che Pro­duk­tion beschrieb, angewen­det: bei der Erstel­lung riesiger Log­a­rith­mus-Tafeln, die für astronomis­che Berech­nun­gen notwendig waren.

Hier tat sich unter anderem der franzö­sis­che Math­e­matik­er und Inge­nieur Gas­pard de Prony her­vor, der diesen Prozess in zahlre­iche Einzelschritte zer­legte, die auch von weniger aus­ge­bilde­ten Arbeit­skräften wieder und wieder angewen­det wer­den kon­nten. So schreibt Lor­raine Das­ton in ihrem Buch Rules:

By meth­ods that Prony described as “pure­ly mechan­i­cal,” the work­ers per­formed about a thou­sand addi­tions or sub­trac­tions a day in dupli­cate, in order to con­trol for errors.

Dabei ergaben sich diesel­ben Fra­gen, die heute auch in der physis­chen Massen­pro­duk­tion rel­e­vant sind:

But these gains could only be achieved by a vast effort of orga­ni­za­tion: “The study of every prob­lem to be solved by machines requires painstak­ing men­tal labor, a con­sid­er­able amount of reflec­tion, obser­va­tions, and dis­cus­sions to mount the pro­ject­ed orga­ni­za­tion and make sure that all works well.”

Hier wird auch das erste Mal ein Motiv sicht­bar, dass Mat­teo Pasquinel­li in seinem Buch The Eye of the Mas­ter umfan­gre­ich aufar­beit­et: Die Automa­tisierung von Arbeit basiert nicht in erster Lin­ie auf tech­nis­ch­er Inno­va­tion, son­dern auf Inno­va­tion im Zusam­men­hang mit der Arbeit­steilung. Dazu Das­ton:

Mech­a­niz­ing cal­cu­la­tion first became think­able not because machines could reli­ably cal­cu­late at that time but because mechan­i­cal work­ers could. […] It was the divi­sion of labor, not the machines, that made the algo­rithms mechan­i­cal— and made the actu­al mech­a­niza­tion of algo­rithms on a grand scale think­able.

Quellen

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