Schon Ricardo sah in Automatisierung Gefahr für Arbeiterschaft
Mit seiner Theorie des „komparativen Kostenvorteils“ legte David Ricardo die Grundlagen für den klassischen ökonomischen Blick auf internationalen Handel. Mit seiner Arbeitstheorie des Wertes legt er zudem die Grundlage für den marxistischen Blick auf Arbeit und Kapitalismus. Mir zumindest bislang nicht bekannt war, dass Ricardo sich auch ausführliche Gedanken darüber gemacht hat, wie sich die zunehmende Automatisierung auf die Menschen auswirken würde.
Hier schlägt er in eine ähnliche Kerbe wie später Karl Marx aber eben auch Charles Babbage. Ihm geht es dabei jedoch weniger um das Risiko für diejenigen, die die Produktionsgüter besitzen, sondern um das Wohl der Menschen die in diesem System leben und sich durch Arbeit ihren Unterhalt sichern müssen. Matteo Pasquinelli fasst Ricardos Position in seinem Buch The Eye of the Master wie folgt zusammen:
The Machinery Question was canonically established by David Ricardo in the chapter ‘On Machinery’ that was added to the 1821 edition of his Principles of Political Economy. Ricardo’s thesis was the following: while it was true that new machinery would cheapen commodity prices, nonetheless the working class would not benefit from this, since wages would be reduced by the competition among workers which is caused by technological unemployment.
Wieder mal ein schönes Beispiel für den selektiven Blick der Wirtschaftswissenschaften auf ihre Ideengeschichte, der hilfreiche, aber empirisch fragwürdige Gedanken aufgreift und unbequeme, aber empirisch belastbare ignoriert …