Ich habe schon länger den Verdacht, dass jede Diskussion über den sinnvollen Einsatz von KI letztlich eine Diskussion über die Schwächen unserer neoliberal-kapitalistischen Gesellschaftsordnung ist. Im Kern verschärft KI in meinen Augen da in erster Linie die Widersprüche, die wir im Kapitalismus ohnehin haben.
Die eigentliche Borniertheit zeigt sich dann aber darin, dass nicht mal versucht wird zu verstehen, warum es für hunderte Millionen Menschen offenbar angezeigt ist, die LLM zu nutzen.
Er erwähnt dabei drei wirklich bedenkenswerte Beispiele:
Die Technologie erlaubt Menschen Teilhabe, die zuvor an den von Bildungsbürgern errichteten Institutionen und deren Ritualen scheiterte. Jetzt können sie kostenfrei für sich korrekt schreiben und formulieren lassen. Das unterwandert die Exklusionslogik der bildungsbürgerlichen Klasse.
Stimmt zu einem gewissen Maß. Das verständliche Schreiben ist aber auch ein zentraler Aspekt des inhaltlichen Lernprozesses und der Entwicklung professioneller Kompetenzen. Diese werde als solche jedoch zu oft vorausgesetzt und nicht systematisch vermittelt. (vgl. Schreiben kann uns verwandeln – aber nur ohne KI und Ideal der Bildung war schon vor ChatGPT kaputt)
Nicht jede:r wächst behütet und intellektuell stimulierend auf. Für so manche sind die LLM eine Befreiung und Inspiration: Sie erleben vielleicht das erste Mal ein Gegenüber, das zugewandt, freundlich, hilfsbereit und geduldig agiert. Eins, das sie nicht “judged” und verständlich den Zugang zu einem breiten Wissensschatz ermöglicht.
Hier fehlen einfach gesellschaftliche Strukturen, die diese Aufgabe „mit Menschen“ übernehmen können. Und die wenigen Strukturen, die es hier gibt, werden nach und nach zurückgebaut. (vgl. Menschen entwickeln parasoziale Beziehungen mit Chatbots). Ebenso wie hier:
Ist es nicht besser, jemand bekommt psychologischen Rat von einer Maschine, als ein Jahr und länger auf einen Platz bei einer Psychologin / einem Psychologen zu warten?
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