Google Reader war Google zu klein

Dass große Unternehmen wie Google, Facebook und Amazon kein echtes Interesse an einem Wettbewerb haben, sondern in erster Linie Monopole etablieren wollen, zeigt sich auch sehr schön am Beispiel des 2013 eingestellten Google Reader – einem Rückgrat der damals noch sehr aktiven Blogging-Szene.

In seinem Artikel „How Google Reader died“ rekonstruiert David Pierce die Abschaltung und weist dabei auf einen ganz zentralen Punkt hin:

Internally, lots of workers used and loved it, but the company’s leadership began to wonder whether Reader was ever going to hit Google scale. Almost nothing ever hits Google scale, which is why Google kills almost everything.

Es geht Google also nicht darum, ein gutes Produkt zu entwickeln, es geht Google auch nicht darum, einen etwas nischigeren Markt zu dominieren und es geht Google nicht einmal darum, ein profitables Produkt anzubieten. Es geht einzig und allein um die Masse, um die Menge an Menschen, die ihre Produkte nutzen und auf deren Grundlage sich ein (Quasi-)Monopol etablieren lässt.

Google hat die Technologie und die Idee hinter dem Reader – die sich aus heutiger Sicht auch als eine Art Twitter lesen lässt – stattdessen in sein kurzlebiges Produkt Google+ eingebaut. Und wie das ausgegangen ist, haben wir ja gesehen…

Dieses Beispiel räumt auch mit dem „Vorurteil“ auf, Tech-Unternehmen würden zwangsläufig langfristig denken:

Google killed Reader before it had the chance to reach its full potential. But the folks who built it saw what it could be and still think it’s what the world needs. It was never just an RSS reader. “If they had invested in it,” says Bilotta, “if they had taken all those millions of dollars they used to build Google Plus and threw them into Reader, I think things would be quite different right now.”

Und spätestens hier sind wir dann an dem Punkt wo schlechte, aber dem System immanente, Wirtschaftsentscheidungen sich massiv auf so nebensächliche Sachen wie den öffentlichen Diskurs und vielleicht sogar die Zukunft der Demokratie auswirken.

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