Drei Ideen aus „Perfektionismus“ von Raphael M. Bonelli

Bis vor ein paar Wochen habe ich an dieser Stelle Sach­büch­er aus­führlich zusam­menge­fasst. Jet­zt ver­suche ich mich mal an einem etwas knap­peren For­mat, das ich mir ganz dreist von Kon­rad Lis­ch­ka lei­he: die zwei, drei oder vier zen­tralen Punk­te eines Buchs knapp und großes Drumherum. Den Anfang macht das Buch Per­fek­tion­is­mus des Wiener Psy­chi­aters Raphael M. Bonel­li, der ein­er Störung auf den Grund geht, die heute irgend­wie als schick gilt:

  1. Per­fek­tion­is­mus beruht nicht auf zu hohen Ansprüchen. Für Bonel­li sind hohe Ansprüche sog­ar erstrebenswert, da sie uns dabei helfen, immer bess­er zu wer­den und es uns ermöglichen, Exzel­lenz anzus­treben.
  2. Das erstrebenswerte SOLL wird zu einem gefühlten MUSS. Per­fek­tion­is­ten gelingt es nicht, die zwangsläu­fig entste­hende Span­nung zwis­chen den selb­st­gestell­ten Anforderun­gen und der tat­säch­lichen Leis­tungs­fähigkeit zu ertra­gen. Sie kön­nen sich selb­st nicht tran­szendieren und ver­mis­chen das Ide­al­bild mit ihrem man­gel­be­hafteten Selb­st. Dabei sind sie nicht in der Lage, den Din­gen ihren angemesse­nen Platz einzuräu­men.
  3. Die Angst vor dem „Ver­sagen“ führt zu einem Ver­mei­dungsver­hal­ten. Da sie nicht mit ihrer Fehler­haftigkeit kon­fron­tiert wer­den wollen, mei­den Per­fek­tio­nen die Her­aus­forderun­gen und suchen in erster Lin­ie nach Sicher­heit.

In den ersten Kapiteln des Buchs gelingt es Bonel­li her­vor­ra­gend, das Phänomen des Per­fek­tion­is­mus auf seinen Kern zu reduzieren: Die Unfähigkeit, die eige­nen wahrgenomme­nen Fehler und Män­gel aus ein­er real­is­tis­chen Per­spek­tive zu betra­cht­en. Im weit­eren Ver­lauf ver­liert er dann zwar ein wenig seine ana­lytis­che Schärfe, das Buch bleibt aber dur­chaus lesenswert.

Quellen

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