Die Intelligenz von Oktopussen ist uns grundlegend fremd

Während wir Men­schen fast schon träumerisch-verk­lärend die Frage nach außerirdis­ch­er Intel­li­genz stellen, tun wir uns prak­tisch schon schw­er damit, irdis­che Intel­li­gen­zen zu erken­nen, anzuerken­nen oder gar zu ver­ste­hen, wenn sie anders funk­tion­ieren als unsere. Ein beson­ders deut­lich­es Beispiel schildert Sy Mont­gomery in ihrem Buch The Soul of an Octo­pus – wie der Titel schon ver­muten lässt, am Beispiel der Okto­pusse.

Neben ihren per­sön­lichen Erfahrun­gen mit unter­schiedlichen Okto­pussen, deren unter­schiedlichen Per­sön­lichkeit­en und ihren fast schon bedrohlichen Fähigkeit­en, sich aus Aquar­ien und Trans­port­be­häl­tern zu befreien, schildert sie dabei auch deren unglaubliche Fähigkeit­en, sich selb­st vor Angreifern zu schützen. Okto­pusse set­zen dabei in erster Lin­ie auf ein äußeres Far­ben­spiel, mit dem sie in der Lage sind, sich strate­gisch vor Angreifern zu schützen:

To blend with its sur­round­ings, or to con­fuse preda­tors or prey, an octo­pus can pro­duce spots, stripes, and blotch­es of col­or any­where on its body except its suck­ers and the lin­ing of its fun­nel and man­tle open­ings. […] No researcher today sug­gests that all of this is pure­ly instinc­tive. An octo­pus must choose the dis­play it needs to pro­duce for the occa­sion, then change accord­ing­ly, then mon­i­tor the results—and, if nec­es­sary, change again.

Im Gegen­satz zu anderen Mimikry-Tieren wie dem Chameleon, kön­nen Okto­pusse die Far­ben gezielt anpassen und beispiel­sweise auch Bewe­gung simulieren – ähn­lich wie ein LED-Dis­play. Auf diese Weise reagieren sie far­blich nicht nur pas­siv auf ihre Umge­bung, son­dern kön­nen ihre Fähigkeit­en gezielt und sit­u­a­tion­sangemessen ein­set­zen. Beson­ders beein­druckt hat mich dabei, dass sie sog­ar über eine „The­o­ry of Mind“ ver­fü­gen, also auf der Grund­lage davon han­deln kön­nen, welch­es Denken und Wis­sen sie anderen Wesen zuschreiben:

The abil­i­ty to ascribe thoughts to oth­ers, thoughts that might dif­fer from our own, is a sophis­ti­cat­ed cog­ni­tive skill, known as “the­o­ry of mind.” Once it was thought to be unique to humans. In typ­i­cal chil­dren, the­o­ry of mind is believed to emerge around age three or four. […] But of all the crea­tures on the plan­et who imag­ine what is in anoth­er creature’s mind, the one that must do so best might well be the octopus—because with­out this abil­i­ty, the octo­pus could not per­pe­trate its many self-pre­serv­ing decep­tions.

Zudem haben Okto­pusse nicht, wie Men­schen oder andere Säugetiere, ein zen­trales Gehirn, son­dern eine hohe Zahl an entsprechen­den Ner­ven­zellen in ihren Armen. Das geht sog­ar so weit, dass unklar ist, ob Okto­pusse über­haupt als ein denk­endes Wesen zu ver­ste­hen sind oder nicht sog­ar als Net­zw­erk aus acht unab­hängig voneinan­der „denk­enden“ Armen, die teil­weise sog­ar über unter­schiedliche Per­sön­lichkeit­en zu ver­fü­gen scheinen.

Es ist dabei ger­ade bei Okto­pussen auch nicht weit herge­holt, tat­säch­lich von ein­er grund­sät­zlich anderen Form von Intel­li­genz zu reden, als wir sie bei Men­schen und anderen Säugetieren find­en. Evo­lu­tionär liegen unsere gemein­samen Vor­fahren näm­lich so weit zurück, dass hier von ein­er unab­hängi­gen Entwick­lung aus­ge­hen kön­nen:

The com­mon ances­tor of humans and octopuses—a prim­i­tive, tube-shaped creature—lies so deeply embed­ded in the pre­his­toric past that nei­ther brains nor eyes had yet evolved.

Bild: Diane Pic­chiot­ti­no

Quellen

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