Der menschliche Blick hat zwei spezifische Perspektiven

Auch wenn wir die grundle­gende Fähigkeit zu Intel­li­genz und Kog­ni­tion nicht men­schen­zen­tri­ert betra­cht­en soll­ten, ist doch auch unstre­it­ig, dass wir Men­schen beson­dere Arten und Wege entwick­elt haben, über die Welt, aber auch uns selb­st nachzu­denken. Erik Hoel beschreibt im ersten Kapi­tel seines Buchs The World Behind the World: Con­scious­ness, Free Will, and the Lim­its of Sci­ence hierzu eine hil­fre­iche Unter­schei­dung zwis­chen ein­er inter­nen und ein­er exter­nen Per­spek­tive.

Die Beson­der­heit der exter­nen Per­spek­tive ist uns dabei intu­itiv eingänglich. Sie beschreibt das, was wir als wis­senschaftlich­es Denken ken­nen. Sie ver­sucht, von außen auf die Welt zu blick­en und diese als einen kom­plex­en Mech­a­nis­mus zu ver­ste­hen. Das set­zt einen möglichst neu­tralen Stand­punkt voraus, den wir bewusst ein­nehmen kön­nen, um über die Welt nach­denken zu kön­nen, ohne uns selb­st unmit­tel­bar zu ihrem Teil zu machen. Jere­my Lent sieht hierin den Ursprung für die Ent­frem­dung des west­lichen Denkens von der Welt.

Tak­ing the extrin­sic per­spec­tive on the world means view­ing it as con­sist­ing of machin­ery, mech­a­nisms, for­mal rela­tion­ships, exten­sion, bod­ies and ele­ments and inter­ac­tions. […] It is in sci­ence that the extrin­sic per­spec­tive reach­es its apoth­e­o­sis.

Neben der exter­nen Per­spek­tive zeich­net sich das mod­erne men­schliche Denken aber auch durch eine spez­i­fis­che interne Per­spek­tive aus. Diese erlaubt es uns, über unsere eige­nen inter­nen men­tal­en Zustände zu sprechen. So kön­nen wir über unser Denken denken und unser Fühlen artikulieren. In den Begrif­f­en Jere­my Lents kön­nte man diese Per­spek­tive als die Verbindung zwis­chen konzep­tionellem und belebtem Denken ver­ste­hen. Hoel schreibt dazu:

While the rich­ness of our con­scious­ness, what it is like to be us, over­flows our abil­i­ty to express it, we have a lan­guage around con­scious­ness that allows us to flu­ent­ly talk about minds. We reg­u­lar­ly refer to thoughts, feel­ings, mem­o­ries, incli­na­tions, emo­tions, sen­sa­tions, per­cep­tions, con­fu­sions, illu­sions— these are not just the build­ing blocks of our dai­ly lives and the minu­ti­ae of our streams of con­scious­ness, but also the mate­r­i­al out of which the great­est artists and writ­ers make their art. A mod­ern human is flu­ent in these con­cepts, able to deploy them to dis­cuss their friends, their fam­i­ly, their ene­mies, them­selves.

Für Hoel ist es jedoch wichtig zu beto­nen, dass diese Per­spek­tiv­en dem Men­schen nicht „natür­lich“ gegeben sind. Stattdessen müssen sie als Kul­turtech­niken beze­ich­net wer­den, die wir im Laufe unser­er Geschichte entwick­elt haben – und dort auch erst in den let­zten Jahrtausenden:

But these per­spec­tives are, I main­tain, not nat­ur­al to humans— at least, not in their mature cur­rent forms. Rather, the mature intrin­sic and extrin­sic per­spec­tives had to be con­struct­ed, some­times labo­ri­ous­ly, over mil­len­nia. It would take two dis­cov­er­ies, that of lit­er­a­ture and that of sci­ence, to mature them ful­ly. […] It’s a civ­i­liza­tion­al achieve­ment to be able to extrin­si­cal­ly see the uni­verse “from the out­side.” It is also a civ­i­liza­tion­al achieve­ment to be able to intrin­si­cal­ly see the uni­verse “from the inside.”

Wenn dem so ist, dann soll­ten wir auch in der Lage sein, die Geschichte der Entwick­lung dieser bei­den Per­spek­tiv­en in der Geschichte der Men­schheit zu rekon­stru­ieren. Die Geschichte der exter­nen Per­spek­tive ist als Wis­senschafts­geschichte aus­führlich beschrieben, die interne Per­spek­tive ist hier Hoel zufolge bis­lang weniger unter­sucht wor­den.

Quellen

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