Profitgetriebene Inflation in der Krise

Neben dem Krieg in der Ukraine war die darauf fol­gende Infla­tion eines der größten medi­alen The­men des let­zten Jahres. Auf den Ein­marsch Rus­s­lands in die Ukraine fol­gte unter anderem eine Berichter­stat­tung, die vor steigen­den Preisen im Rest der Welt warnte – ins­beson­dere natür­lich in den unmit­tel­bar betrof­fe­nen Bere­ichen: fos­sile Energie, weil ein Großteil unser­er Brennstoffe aus Rus­s­land kamen, und Lebens­mit­tel, da die Ukraine nicht umson­st als „Kornkam­mer Europas“ gilt. So wurde Ben­zin teur­er, Erdgas, aber eben auch Son­nen­blu­menöl, das teil­weise sog­ar schw­er über­haupt zu bekom­men war.

Äußerst irri­tierend war jedoch die Reak­tion der neo-klas­sis­chen Wirtschaftswis­senschaften auf diese Infla­tion: Wenn in Zeit­en niedriger Zin­sen die Preise steigen, geht diese näm­lich davon aus, dass mehr Geld im Umlauf ist, dadurch die Nach­frage steigt und in der Folge dann auch die Preise. „Schuld“ sind dann also die Konsument*innen, die mehr einkaufen, als auf dem Markt ver­füg­bar ist. Und dage­gen gibt es in der neo-klas­sis­chen Mod­ell­welt in erster Lin­ie ein Mit­tel: Geld aus dem Umlauf nehmen, also Zin­sen hoch, Löhne runter. Ja, das ver­schlechtert dann das Leben viel­er Men­schen noch weit­er, aber was tut man nicht alles für eine „sta­bile Wirtschaft“.

Das Prob­lem nur: Diese Infla­tion hat­te nur wenig damit zu tun, dass die Nach­frage in den let­zten Jahren plöt­zlich explodiert wäre. Sie fol­gt erstens unmit­tel­bar aus einem Ein­bruch des Ange­bots grundle­gen­der Pro­duk­te und zweit­ens aus ganz bewussten unternehmerischen Entschei­dun­gen. Cory Doc­torow for­muliert hier mal wieder wun­der­bar pointiert:

Despite the CEOs lit­er­al­ly boast­ing in pub­lic about how they were able to raise prices far in excess of any increase in their costs and rake in wind­fall prof­its, neo­clas­sic econ­o­mists kept push­ing their per­fect­ly spher­i­cal cows of uni­form den­si­ty around on their fric­tion­less planes, insist­ing that the mod­els pre­dict­ed that this was impos­si­ble, there­fore it wasn’t hap­pen­ing.

Es waren die Unternehmen, die im Wind­schat­ten der ohne­hin erwarteten Preis­steigerun­gen ihre eige­nen Preise bewusst erhöht­en – nicht in erster Lin­ie, um eigene gestiegene Kosten auszu­gle­ichen, son­dern um die Marge und damit ihren Gewinn zu erhöhen:

But as Hal Singer wrote, that’s not how monop­o­lies raise prices: they wait for excus­es to price-gouge, and then they use their mar­ket pow­er to make us all poor­er. […] exec­u­tives boast about how real crises – war, cli­mate events, block­ages in the Suez Canal, bird flu – pro­vide ready-made excus­es for rais­ing prices and then keep­ing them high:

Da sind sie wieder, die vorge­blichen Kap­i­tal­is­ten, die einen echt­en Wet­tbe­werb ver­acht­en

Quellen

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