Der Kapitalismus braucht Bullshit Jobs um Umverteilung zu legitimieren
Letztens habe ich hier noch über Mittelmaß im Kapitalismus geschrieben und bin dabei irgendwann auf das Thema Bullshit Jobs gekommen – einen Begriff, den der Anthropologe und Aktivist John Graeber geprägt hat. Wenn man akzeptiert, dass (zu) viele Jobs heutzutage im Kern unnötig sind, stellt sich doch die Frage, warum es dann jemanden gibt, der bereits ist, dafür Geld auszugeben. Kapitalismus, Kosten senken und so …
In einem Nebensatz des ansonsten auch durchaus sehenswerten Videos The sad truth about work – it doesn’t need to be like this von The Market Exit bin ich dann auf eine interessante Idee gestoßen. Die ist sicherlich nicht wirklich neu, aber mir so zum ersten Mal klar geworden: Der monopolisierte Kapitalismus braucht Bullshit Jobs, um überhaupt noch einen anerkannten Weg zu haben, zumindest das absolut notwendige Mindestmaß an Umverteilung sicherzustellen, damit er nicht in sich selbst kollabiert.
Wenn ich diese Idee weiterdenke, komme ich an den Punkt, wo streng genommen nicht nur Arbeitslosen- und Bürgergeld als „Sozialleistungen“ verstanden werden müssen, sondern auch das Gehalt für Bullshit Jobs. Sicherlich nicht strategisch geplant, aber eben als stabilisierendes Element eines Systems, das immer instabiler wird, weil es sich selbst ebendieser Säulen beraubt und sich immer mehr von der physischen Realität entfernt.