Gefährlicher Technikglaube

Gestern schrieb ich von der gefährlichen Verquick­ung zwis­chen dem Glauben in die Tech­nolo­gie und ihre Fähigkeit, Gesellschaft zu gestal­ten auf der einen Seite und dem fanatis­chen Willen, die Welt nach den eige­nen Vorstel­lun­gen gestal­ten zu müssen. Dieses Phänomen ist jedoch (lei­der) nicht nur his­torisch – zum Beispiel in der Span­nung zwis­chen Bauhaus und Nation­al­sozial­is­mus – zu find­en, son­dern bricht sich auch heute wieder Bahn.

Im Mit­telpunkt ste­ht dies­mal ein nahezu blind­er Glaube an die Tech­nolo­gie und ihre Fähigkeit, sämtliche gesellschaftliche Prob­leme zu lösen – es braucht nur eine neue App, eine neue „KI“ oder eine neue Plat­tform. Der Ein­fluss von Tech­nolo­gie auf unser men­schlich­es Zusam­men­leben ist an sich zwar schw­er zu leug­nen, wie groß er aber tat­säch­lich ist, bleibt zumin­d­est umstrit­ten.

Eine Tech­nolo­gie, die in der Lage wäre, die glob­ale Gesellschaft in ihren Grund­struk­turen zu verän­dern, ist sicher­lich denkbar. Es ist aber ver­messen zu glauben, dass sich der darauf basierende Wan­del kon­trol­lieren oder auch nur pla­nen ließe – zumin­d­est, solange es dabei nicht um eine fak­tis­che Zen­tral­isierung von ökonomis­ch­er und poli­tis­ch­er Macht geht. Das sieht man sehr schön an den Kon­se­quen­zen „des Inter­nets“, dass es zwar vie­len mar­gin­al­isierten Grup­pen ermöglicht hat, auf Diskri­m­inierung aufmerk­sam zu machen und ihre Rechte einzu­fordern. Das jedoch gle­ichzeit­ig – und von dem vor­ge­nan­nten Punkt inhaltlich unab­hängig – eine öffentliche Diskus­sion­skul­tur geschaf­fen hat, die es inter­essierten Grup­pen erlaubt, die Fun­da­mente unser­er Demokratie zu unter­graben.

Und selb­st falls es eine solche Tech­nolo­gie geben sollte, deren Kon­se­quen­zen sich per­fekt abschätzen ließen, stellt sich immer noch die Frage, nach welchen Kri­te­rien entsch­ieden wird, wie und zu welchem Zweck sie einge­set­zt wird. Welch­es Prob­lem wir damit lösen, wessen Inter­essen dabei beson­ders berück­sichtigt wer­den und wer im End­ef­fekt davon prof­i­tiert. Unseren aktuellen Kap­i­tal­is­mus halte ich auf jeden Fall für extremst ungeeignet, solche Fra­gen zu beant­worten.

Quellen

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