RSS ist das alte neue Twitter: eine Einführung

Twitter ist ein reißender Strom. Ich folge 750 Leuten und innerhalb weniger Offline-Stunden sammeln sich einige hundert Nachrichten an. Wenn ich dann wieder online bin, heißt es: nacharbeiten oder womöglich etwas Interessantes verpassen. Nachzuarbeiten ist aufwändig, und so läuft es üblicherweise darauf hinaus, dass ich nicht mitbekomme, was passiert, während ich offline war.

„Das Wichtige wird schon seinen Weg zu mir finden“, ist die Maxime. Das mag funktionieren, doch ist das nicht ein Zeichen von Resignation und mangelnder (Filter-)Souveränität? Ich steuere dann nicht geplant, was ich lese und wann. Ich beschränke mich auf das, was zufällig gerade an mir vorbeischwimmt, wenn ich online bin.

Das führt dann auch dazu, dass viele auf Twitter Texte teilen, die sie nicht gelesen haben, weil gerade jetzt die Zeit fehlt. Wir müssen einfach sofort reagieren, da die Beiträge sonst in den Untiefen der Timeline verschwinden. So entstehen Aufregung und Hektik, die differenzierte Diskussionen wirksamer verhindern als die Begrenzung auf 280 Zeichen.

Dieses Problem haben alle sozialen Medien, die chronologisch sortiert sind. Der einzige Ausweg daraus scheint aktuell der gefürchtete „Algorithmus“ zu sein: Aus meinem Verhalten und den Interessen des Plattformbetreibers erstellt der eine „maßgeschneiderte“ Zusammenfassung. Das läuft aber intransparent ab und kann mich selten überzeugen.

Es gibt viele Artikel darüber, dass es besser wäre, Texte, Videos und Fotos über unsere eigene Infrastruktur zu veröffentlichen. Sollten wir dann nicht auch darüber nachdenken, das Entdecken und den Konsum selbst in die Hand zu nehmen? Dann können wir unsere eigenen Regeln setzen, unser eigenes Tempo bestimmen und so die Verantwortung für unsere Information Diet übernehmen.

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Die Wiederauferstehung von RSS

Das wichtigste Werkzeug dafür gibt es schon lange und es ist unabhängig von konkreten Plattformen: RSS, ein Dateiformat, das es ermöglicht, Neuigkeiten von beliebig vielen Webseiten zu bekommen, ohne sie alle einzeln ansurfen zu müssen. Spezielle Programme – so genannte RSS-Reader – rufen diese Datei von einer Webseite regelmäßig ab und schauen, ob sich was geändert hat. Diese Liste neuer Artikel kann ich dann abrufen, wann immer ich möchte. So verpasse ich keinen Text und muss nicht genau in dem Moment online sein, in dem er auf Twitter an mir vorbeiläuft.

Früher™ hatte RSS für mich genau die Funktion inne, die jetzt Twitter und/oder Facebook übernehmen: Es informierte mich über Texte und Materialien auf den Seiten, die mich interessierten. Doch dann stellte Google seinen legendären Google Reader ein und ich wurde bei Twitter aktiv. Ich suchte nicht länger selbst nach interessanten Inhalten und Quellen und folgte diesen über längere Zeit. Stattdessen ließ ich mir von meiner Timeline jeden Tag hunderte von Links auf mein Handy spülen.

Twitter nutzt eine Push-Logik, nach der der Sender einer Nachricht bestimmt, wann ich diese wahrnehme. Nach einigen Minuten oder vielleicht auch mal Stunden ist die Nachricht dann faktisch verschwunden. RSS basiert hingegen auf einer Pull-Logik: Neuigkeiten werden im Reader sortiert, gespeichert und können nach Schlagwörtern oder anderen Kriterien gefiltert werden. RSS-Reader versammeln ausgewählte Quellen, schaffen eine gewisse Bindung und Kontinuität und helfen mir so, nichts zu verpassen. Ich kann die Texte lesen und die Videos schauen, wenn ich Zeit und Muße dafür habe, und dann angemessen reagieren.

So weiß ich, dass ich von meinen sorgfältig ausgewählten Quellen alle Inhalte mitbekomme, stoße aber vielleicht weniger auf zufällig interessante Inhalte aus anderen Quellen. Aber habe ich daran wirklich einen Mangel? Und ist mir nicht mehr damit geholfen, wenn mir zehn ausgewählte Blogger jede Woche je fünf Links empfehlen und ich diese Empfehlung auch wahrnehmen kann, als wenn jeden Tag hunderte Links an mir vorbeifließen? Dazu müssten wir natürlich alle wieder anfangen, Links in unseren Blogs zu empfehlen…

Wie funktioniert RSS?

Um RSS nutzen zu können, müsst ihr nicht programmieren können oder genau verstehen, wie das Internet funktioniert. Es reicht, wenn ihr einen Browser bedienen und eine Internetadresse per Copy und Paste übertragen könnt. Das technische Grundprinzip ist einfach: Eine Webseite stellt eine Adresse zur Verfügung, unter der eine RSS-Datei abrufbar ist. In dieser Datei stehen dann in einem maschinenlesbaren Format die Informationen über die letzten 10, 20 oder 30 Artikel auf dieser Webseite.

Ihr müsst euch jetzt „nur“ einen der mittlerweile wieder zahlreicheren Feedreader aussuchen, einen Account einrichten und anfangen, Feeds zu abonnieren. Der vermutlich aktuell verbreiteteste Feed-Reader ist Feedly, das damals vermutlich die meisten User vom Google Reader geerbt hat. Ich nutze mittlerweile allerdings Inoreader, das mir von der Darstellung besser gefällt und auch umfangreichere Möglichkeiten bietet, die Inhalte in den Feeds weiter zu verarbeiten.

Screenshot der Startseite des RSS-Readers "Inoreader"
Startseite des RSS-Readers „Inoreader“

Denn das ist das schöne an RSS-Feeds: Es handelt sich dabei um einfache Textdateien, in denen – je nach Webseite – ganze Artikel oder zumindest kurze Ausschnitte dargestellt werden. Die Inhalte sind dabei nicht verschlüsselt oder gesperrt. Sie können also von Skripten und Programmen nahezu beliebig weiter verarbeitet werden. Auch sind RSS-Feeds nicht auf klassische Artikel begrenzt: Ihr könnt zum Beispiel eure Goodreads-Timeline per Feed abonnieren oder die Inhaltsverzeichnisse wissenschaftlicher Fachzeitschriften. Der Betreiber des entsprechenden Dienstes muss halt nur einen Feed anbieten. Auch Podcasts basieren auf RSS-Feeds, in denen der Link zu einer Audio-Datei angegeben ist.

Wie finde ich auf einer Seite die Adresse des RSS-Feeds?

Am einfachsten ist das, wenn der Betreiber einer Seite den Link zum Feed auf der Seite direkt verlinkt. Diese Links findet ihr oft bei den Social-Media-Links, in der Seitenleiste oder ganz unten auf einer Seite im Footer. Oft verstecken sich die Links dabei hinter einem Symbol, das ein wenig nach W-LAN aussieht:

Wenn ihr selbst einen Blog oder eine Webseite betreibt, schaut mal nach, ob der Link auf eurer Seite angezeigt wird. Wenn nicht, bindet ihn doch ein wenig prominenter ein.

Da ja mittlerweile gefühlt das halbe Internet auf WordPress basiert, gibt es einen weiteren Trick, wie ihr die Adresse eines Feeds herausfinden könnt: Hängt an die normale Adresse der Hauptseite (oder einer Kategorie, oder eines Schlagworts oder eine_r Autor_in) einfach mal „/feed“ an. Also zum Beispiel „nilsmueller.info/feed“. Das ist der WordPress-Standard und funktioniert meist selbst dann, wenn die Betreiberin der Seite keine Ahnung hat, dass sie einen Feed anbietet.

Wenn auch das nicht klappt, gibt es einen etwas technischeren Weg, die Adresse herauszufinden: Dazu klickt ihr mit der rechten Maustaste auf die Seite und wählt dann „Seitenquelltext anzeigen“ (oder etwas Ähnliches) aus. Dann könnt ihr – meist mit Strg + F – in dem Quelltext nach „rss“ suchen und findet dahinter oft die Adresse eines Feeds.

Die Feed-Adresse im Quelltext finden
Die Feed-Adresse im Quelltext finden

Schließlich bieten auch manche Feed-Reader Komfortfunktionen, um euch das Finden einer Feed-Adresse zu erleichtern: Es gibt zum Beispiel Browser-Plugins, die die Adresse – soweit vorhanden – automatisch aus der Seite auslesen können. Größere Feed-Reader bieten manchmal auch ein Verzeichnis aller auf ihrer Plattform abonnierter Feeds an, das ihr direkt auf der Plattform durchsuchen könnt.

Was mache ich mit den ganzen ungelesenen Artikeln in meinem Reader?

Je nachdem, welche und wie viele Seiten ihr abonniert habt, sammeln sich innerhalb kurzer Zeit schnell 50, 100 oder sogar mehr ungelesene Artikel in eurem Reader an. Die könnt ihr dann ganz klassisch „abarbeiten“: Den Titel und evtl. den Teaser überfliegen und dann entscheiden, welche Artikel ihr gleich lest, welche ihr euch „für später“ abspeichert und welche ihr einfach ignoriert. Ich würde euch auf jeden Fall empfehlen, hier nochmal eine Auswahl zu treffen und großzügig Artikel als gelesen zu markieren.

Viele Feed-Reader speichern alle Artikel in einem Archiv ab, das ihr später nochmal durchsuchen könnt. Es geht hier also nichts verloren – ganz im Gegensatz zu Twitter oder Facebook. Meist könnt ihr eure Feeds auch in Ordnern gruppieren und damit nochmal mehr Ordnung schaffen. Einige Reader bieten auch die Option an, Feeds nach bestimmten Schlagwörtern vorzufiltern.

Blick in meinen Feed-Reader
Blick in meinen Feed-Reader (Inoreader)

Auf diese Weise könnt ihr euch im Laufe der Zeit eure eigene Informationszentrale schaffen. Ihr verpasst nichts und könnt gleichzeitig selbst ganz genau bestimmen, wann und wie ihr euch mit den Inhalten auseinandersetzen wollt. Wenn ihr dabei auf Schwierigkeiten oder Fragen stoßen solltet, fragt einfach hier in den Kommentaren nach. Ihr könnt mich natürlich auch auf Twitter ansprechen, aber dann sind Frage und Antwort ganz schnell wieder im Orkus verschwunden. Hier können Andere sie jederzeit nachlesen.

In diesem Sinne: Machen wir uns gemeinsam auf den Weg (zurück?) zu einem entspannteren und vielleicht auch wieder gehaltvolleren Internet.

Agile Hochschuldidaktik: Improvisation als Normalfall

“Ich mache Schwellenpädagogik. Ich überlege mir, was ich mache, während ich über die Türschwelle trete.”

Dieser sehr überstrapazierte “Witz” bringt die Spannung, in der sich jeder Lehrende bewegt, auf den Punkt: Wie genau bereite ich meinen Unterricht vor, wenn ich doch eh weiß, dass diese Pläne nur im Ausnahmefall funktionieren?

In seinem Buch Agile Hochschuldidaktik widmet sich der Schweizer Hochschuldidaktiker Christof Arn genau diesem Dilemma. Für ihn ist dabei die Improvisation in der konkreten Situation nicht die Abweichung, sondern der Normalfall. Damit eröffnet er vollkommen neue Möglichkeiten der flexiblen und lernerorientierten Didaktik.

Pläne bieten Sicherheit für Lehrende

In Seminaren und Fortbildungen zur Hochschuldidaktik – aber auch in der Lehrerbildung – steht meist die Plandidaktik im Mittelpunkt. Aus der Modulbeschreibung oder dem Lehrplan werden Grobziele abgleitet. Daraus werden Feinziele formuliert, die dann den “didaktisch reduzierten” Inhalt bestimmen. Dieser wird mit einer Methodik kombiniert und dann unterrichtet.

Die Seminarsitzung selbst ist dann nur noch die Aufführung eines vorgeplanten Stücks. Dieses Stück sollte zwar im Voraus auf die Lerngruppe angepasst werden, ist danach aber immun gegenüber der konkreten Lehr-Lern-Situation. Es gibt stattdessen dem Lehrenden Sicherheit und hält die Illusion der Kontrolle über den Lernprozess aufrecht.

Egal wie interaktiv oder aktivierend die Lehre geplant ist, sie bleibt zentriert auf die Lehrenden. Sie ist – in ihrer Grundidee – nicht in der Lage, auf konkrete Schüler in konkreten Situationen zu reagieren. Sie hat einen Plan, der durchzuführen ist und jede Abweichung gilt als Störung, die es zu antizipieren und zu vermeiden gilt.

Arn sieht sein Buch als bewussten Gegenpol zu dieser Idee der Plandidaktik. Er fordert nicht, die komplette Didaktik entsprechend umzustellen. Ja, er behauptet nicht einmal, dass das überhaupt wünschenswert oder möglich wäre. Sein Ziel ist es vielmehr, ein Spektrum zu eröffnen, in dem sich Lehrende theoretisch begründet bewegen können.

Damit greift er natürlich auch die Praxis auf. Denn welche Seminarsitzung und welche Unterrichtsstunde folgt denn tatsächlich einem minutiösen Plan? Doch gerade die Improvisation und das spontane Reagieren auf die Lernenden werden in der Didaktik kaum angesprochen. Dabei stehen Sie im Mittelpunkt der alltäglichen Arbeit.

Arn positioniert sich damit sehr schön zwischen einer frontalen und einer rein konstruktivistischen Didaktik und berücksichtigt, dass  unterschiedliche Situation jeweils ihre eigene angemessene Form der Didaktik haben. Aus meiner Sicht lässt er sich damit auch als differenzierte Antwort auf Autor_innen wie Hirsch lesen, die die Prämisse konstruktivistischer Didaktik scharf kritisieren.

Lehre als Kooperation und Performance

Doch Arn zeigt nicht nur, wovon sich agile Didaktik abgrenzt. Er formuliert auch theoretische Argumente und praktische Hinweise, was diese Art von Didaktik ausmacht.

Die leitende Metapher ist dabei nicht der Vortrag oder die Aufführung vor einem staunenden Publikum. Er orientiert sich vielmehr an dem alltäglichen “kannst du mir das mal kurz erklären?”. Dabei steht die unmittelbare Interaktion mit den Lernenden im Zentrum. Es gibt keinen festen oder minutengenauen Plan, sondern grobe Zielpunkte und einzelne strukturierende Ideen.

Besonders deutlich wird diese Idee der Didaktik, wenn Arn sich mit den verschiedenen möglichen Bezeichnungen dafür beschäftigt: Der Begriff der agilen Didaktik rückt in Anlehnung an das entsprechende Paradigma der Software-Entwicklung die Flexibilität des Prozesses und das Fehlen eines Masterplans in den Blick. Die Bezeichnung Co-Didaktik würde hingegen die ebenfalls relevante Kooperation zwischen Lehrenden und Lernenden bei der Gestaltung des Lernprozesses betonen.

Mir persönlich gefällt ja die Formulierung Performance-Didaktik am besten, die das Lehren in die Nähe der improvisierten Kunst rückt. Gerade aus dem Improvisationstheater lassen sich dabei zahlreiche Ideen und Konzepte übernehmen, aber das ist ein Thema für einen anderen Artikel

Arn hat sich aber nun für den Begriff der Agilität entschieden und das ist durchaus passend. Er stellt sich weder auf die Seite, die in Lehrenden den “sage on the stage” sieht noch präferiert er den “guide on the side”. Vielmehr fordert er einen ständigen Wechsel zwischen unterschiedlichen Methoden und didaktischen Prinzipien. Je nachdem, was in der konkreten Situation angemessen erscheint.

Wenn sich also während einer Gruppenarbeit abzeichnet, dass den Studierenden wichtige Informationen fehlen, können diese spontan über eine Lesephase oder einen Impulsvortrag vermittelt werden. Lehrende greifen dabei ständig auf einen Pool aus Methoden, Übungen und Themen zurück, die nach Bedarf eingesetzt, angepasst und über den Haufen geworfen werden. Nicht als “Abweichung vom Plan”, sondern als grundlegendes didaktisches Prinzip.

Drei wichtige Bausteine agiler Hochschuldidaktik

Wie jede andere Lehr-Lern-Form fällt auch die agile Didaktik nicht vom Himmel. Lernende wie Lehrende müssen sie lernen und einüben. Sie widerspricht in zentralen Punkten der üblichen Lehrweise und beide Seiten brauchen Zeit – und idealerweise Begleitung – für das notwendige Umlernen.

Ein erster Schritt dazu ist, sich zentrale Bausteine der agilen Didaktik bewusst zu machen und entsprechende Schwerpunkte zu legen. Die für mich wichtigsten Aspekte, die Arn in seinem Buch anspricht, sind dabei ein “Ziel, das zieht”, das Abgeben von Kontrolle und eine veränderte Art der Vorbereitung.

“Ein Ziel, das zieht”

In der agilen Didaktik gibt es keinen detaillierten Ablaufplan für eine Veranstaltung und die Studierenden sollen sich in hohem Maße selbst einbringen. Damit das funktionieren kann und die Veranstaltung nicht ausfasert, braucht es einen Kern, der das Ganze zusammenhält und allen Beteiligten die Richtung der Bewegung vorgibt.

Für Arn ist es das “Ziel, das zieht”, welches diese Funktion übernehmen muss. Es trägt die gesamte Veranstaltung, indem es Lehrenden wie Lernenden eine gemeinsame Richtung vorgibt, an der sich alle Aktivitäten orientieren. Es muss dabei in erster Linie die Studierenden interessieren und ihnen die Möglichkeit geben, sich selbst und ihre Erfahrungen einzubringen.

Die Zwischenschritte und “Feinziele” ergeben sich dann nicht aus einer detaillierten Vorausplanung, sondern vielmehr aus der Interaktion mit den Studierenden. Sie greifen deren Interessen auf und berücksichtigen ganz spezielle Lernbedarfe, die die Studierenden wie die Lehrenden in der Gruppe erkennen.

In dieser Form der Didaktik ist es auch vollkommen irrelevant, ob Grob- und Feinziele S.M.A.R.T. im Sinne des Projektmanagements sind – also spezifisch, messbar, akzeptiert, realisierbar und terminiert. Sie bieten auch keine Checkliste, die einfach nur abgehakt werden muss. Sie sollten hingegen an der konkreten Situation orientiert, auf die Praxis bezogen und an erster Stelle sinnstiftend sein.

Ist ein solches Kernziel erstmal etabliert, können sich Lernende wie Lehrende jederzeit darauf berufen. Es wird damit gleichzeitig zur Leitlinie und Kontrollinstanz, die dabei hilft, jeden Schritt auf seine Ausrichtung auf das Ziel abzuklopfen. So gewinnt die Veranstaltung eine gerichtete Dynamik und es ist sichergestellt, dass zentrale Lernziele erreicht werden.

Entspannte und offene Haltung ohne vollständige Kontrolle

Der für die Lehrenden vermutlich schwierigste Aspekt ist, die gefühlte Kontrolle über den Lernprozess abzugeben. Doch die war – wenn man mal ehrlich ist – ohnehin nie da: Was meine Vorträge und die Diskussionen tatsächlich an Lernen ermöglicht haben, ist vollkommen offen. Ist es da nicht besser, zu akzeptieren, dass das Lernen nur bei den Studierenden stattfindet und die Veranstaltungen gleich darauf auszurichten?

Die Ungewissheit, die sich aus der agilen Herangehensweise ergibt, produziert nämlich wichtige Lerngelegenheiten – nicht nur für die Studierenden, sondern gerade auch für die Lehrenden. Es können neue Ideen entstehen und viele Dinge einfach mal ausprobiert werden. Nebenbei lernen die Studierenden auch noch, ihren eigenen Lernprozess aktiv zu gestalten. Ist das nicht eigentlich schon immer der Sinn der Sache gewesen?

Die agile Didaktik lebt also von einer offenen und den Lernenden gegenüber positiv gestimmten Haltung. Als Lehrender brauche ich auf der einen Seite das Selbstvertrauen, mit jeder Situation, die in einer derart dynamischen Umgebung entstehen kann, umgehen zu können. Außerdem brauche ich das Selbstbewusstsein, mich nicht von den Studierenden abgrenzen oder mich über sie erheben zu müssen.

Auf diese Weise kann ich eine Offenheit ermöglichen und mich auf die entstehenden Situationen einlassen. Zudem erlaubt mir die Haltung, den notwendigen Kontakt zu den Studierenden aufzunehmen. So kann ich nicht nur explizit formulierte Bedarfe aufgreifen, sondern auch solche erkennen, denen sich die Studierenden selbst nicht bewusst sind.

Vorbereitung: Reaktion auf Studierende und Aufbau des Methodenpools

Auch wenn Arn es in seinem Buch nur kurz thematisiert, ist ein wichtiger Aspekt seiner Überlegungen die veränderte Vorbereitung. In der agilen Didaktik geht es nicht mehr darum, detaillierte Pläne oder Foliensets für jede Veranstaltung zu gestalten. Es geht ohnehin viel weniger darum, einzelne Termine vorzubereiten, sondern vielmehr das Thema des gesamten Semesters so aufzubereiten, dass es flexibel und vielfältig in der Lehre eingesetzt werden kann.

Die agile Didaktik verlangt von den Lehrenden ein hohes Maß an Interaktion mit den Studierenden – nicht nur in den Präsenzveranstaltungen, sondern auch zwischen den Terminen. Hier bin ich als Lehrender als Berater und Coach gefragt, der Lernprozesse begleitet und anregt. Auch muss ich auf die Anregungen und Wünsche der Studierenden eingehen und entsprechende Übungen und Materialien vorbereiten.

Das führt dazu, dass ich mir im Laufe der Vorbereitung und des Semesters einen Pool an Methoden und Materialien aufbauen und kontinuierlich überarbeiten muss. Soweit nichts Neues, der Einsatz dieser Methoden wird halt nur nicht minutiös im Voraus geplant. Stattdessen fallen diese Entscheidungen spontan in der Lernsituation. Dabei können Methoden wie geplant eingesetzt, spontan angepasst oder auch vollkommen verworfen werden.

Dieses hohe Maß an Improvisation während der Veranstaltung nimmt auch den Druck aus der Vorbereitung. So zitiert Arn die Antwort von Tribelhorn auf die Frage nach dem richtigen Maß an Vorbereitung: “Man ist ausreichend vorbereitet, sobald man anfangen kann, zu unterrichten.”

Ab heute nur noch agil?

Heißt das jetzt, dass sämtlicher Unterricht zumindest an Hochschulen nur noch agil gestaltet werden sollte? Nein. Doch die Agilität stellt der etablierten Plandidaktik ein alternatives Paradigma gegenüber und fordert sie damit heraus. Es gilt zu hinterfragen, ob und wann minutiöse Pläne den Lernenden(!) tatsächlich dabei helfen, sich komplizierte Inhalte anzueignen und komplexe Probleme zu lösen.

Schauspiel Essen / Foto: Martin Kaufhold

Die Ebenen der Metropolis im Schauspiel Essen

Zu Fahrenheit 451 und dem Futurologischen Kongress gesellt sich jetzt auch Metropolis in den inoffiziellen Ruhrgebietszyklus Science-Fiction im Theater. Diesmal nicht in Dortmund, sondern am Schauspiel Essen und auf die Bühne gebracht vom Künstlerkollektiv sputnic.

Das Dortmunder Schauspiel ist bekannt für seine intensiven Stücke und die ausschweifende Nutzung von Videos. So passte das Stück Der futurologische Kongress gut ins Programm, das das Künstlerkollektiv sputnic dort in der letzten Saison (und auch noch in dieser) als Live-Animationsfilm auf die Bühne brachte.

Da wir äußerst begeistert waren, haben wir uns jetzt auf den Weg nach Essen gemacht, wo in der Casa das neue sputnic-Stück Metropolis gezeigt wird. Leider nur an drei Terminen und schon am 23. März zum letzten Mal.[Korrektur am 13.03.2018] Weitere Vorstellungen gibt es zum Beispiel am 23. und 27. März, aber auch im April, Mai und Juni. Nach einem Buch und unter Regie von Nils Voges liefern die vier Schauspieler und zahlreichen Techniker eine gleichzeitig komplexe wie unterhaltsame Adaption des Filmklassikers von 1927 ab.

Animatropolis

Nach dem Betreten des kleinen Theatersaals fällt als erstes das sehr minimalistische Bühnenbild auf. Drei Leinwände hängen an der Rückseite der Bühne, ein langes Präsentationspult steht an der Vorderseite und ein stilisierter Filmprojektor mittendrin. Alles in Schwarz-Weiß gehalten. Ebenso wie die Kostüme der zwei Schauspielerinnen und zwei Schauspieler, die in den folgenden gut einhundert Minuten alle auftretenden Figuren animieren, sprechen und verkörpern.

Ähnlich wie der Futurologische Kongress beginnt Metropolis als illustriertes Hörspiel. Die Schauspieler nutzen ihre Stimmen, gezeichnete Platten und Overhead-Projektoren, um die eindrucksvollen Szenenbilder und die schattenhaften Figuren zum Leben zu erwecken. Doch nach einigen Minuten beginnen sie, dieses starre Format aufzubrechen. Von jetzt an wechselt das Stück nicht nur zwischen Medien und Erzählformaten, sondern auch zwischen verschiedenen Ebenen.

Bühnenaufbau von Metropolis
Schauspiel Essen / Foto: Martin Kaufhold

Metatropolis

Voges und seine Kolleg_innen halten sich nicht damit auf, die klassische Geschichte des Filmes eins-zu-eins nachzuerzählen. Sie versetzen den Zuschauer stattdessen in ein Kino, in dem ein Filmvorführer zusammen mit drei illustren Gästen eine behutsam modernisierte Version des Filmes zeigt: “Der Film an sich ist perfekt. Deswegen zeigen wir eine ganz eigene Version.”

Die Gäste, in deren Gesellschaft der Film gezeigt wird, sind der Regisseur Fritz Lang, die Drehbuchautorin Thea von Harbou und die Traummaschine Hollywood. Im Laufe des Stücks kommentieren sie den Film, diskutieren über die vorgenommenen Änderungen und geben Einblicke in die Theorie und die Geschichte des Films. So schaffen sie eine eigene Meta-Ebene auf der unterschiedliche Themen verhandelt werden.

Während der Film Metropolis also tatsächlich auf der Bühne live animiert wird, werden die Figuren in dem Vorführraum von den vier Schauspieler_innen direkt verkörpert. Dieser nahtlose Wechsel zwischen den Ebenen ist faszinierend zu beobachten und scheint mir ein wenig stringenter organisiert zu sein als beim futurologischen Kongress.

MeToo-Polis

Metropolis hat natürlich auch eine gesellschaftskritische Ebene. Dabei greifen sputnic nicht nur die Kapitalismuskritik des Original-Metropolis auf, das ja den Konflikt zwischen Industriellen und Arbeitern darstellt. Sie erweitern diese Thematik und binden gekonnt eine fundamentale Kritik am modernen Hollywood ein.

So erfährt man als Zuschauer, dass die Traumfabrik bis 1925 weiblich dominiert war und im Anschluss zum Biotop für soziale Außenseiter und schräge Vögel wurde. Erst durch das viele Geld im System wandelt sich sein Charakter. Schließlich führt der herrschende Sexismus in Hollywood dazu, dass sich Thea von Harbou und die Traummaschine auf der Bühne gezwungen sehen, dem Film eine neue Gestalt zu geben. Dass das dem perfektionistischen Visionär Lang nicht gefällt, sollte wenig überraschen…

Neben der Kritik an Hollywood greift das Stück auch die Digitalisierung und die zunehmende Vernetzung auf. Da wird die Filmfigur Josaphat gegen den Widerstand Fritz Langs kurzzeitig zum Borg und der Maschinenmensch Futura wird durch einen Computervirus zu Fall gebracht.

Schatten einer Frau thront über drei Personen
Schauspiel Essen / Foto: Martin Kaufhold

Nerdtropolis

Spätestens hier wird dann auch deutlich, dass Autor Nils Voges großen Spaß daran hatte, popkulturelle Referenzen in das Stück einzubauen. So gibt es nicht nur einen Spoiler zu der aktuellen StarTrek-Serie Discovery, sondern auch drei Regeln für den Umgang mit fremden Wesen. Und nein, sie kommen nicht von Isaac Asimov.

Auch, dass die Traummaschine anfangs nur in Filmzitaten spricht und sich selbst als “Lebendes Gewebe über einem metallenen Endo-Skelett” bezeichnet, lässt Metropolis sehr angenehm nerdig verspielt wirken. Zudem sind die wenigen stummfilmartigen Texteinblendungen, die das Handeln der Figur Futura beschreiben, natürlich auch in der Schriftart Futura gestaltet.

Aber auch wenn man diese Anspielungen nicht erkennt – und ich habe bestimmt extrem viele übersehen – ist Metropolis kein bierernstes Stück. Es kann sogar das überraschend ernste Essener Publikum zu dem einen oder anderen Schmunzler verführen.

Impropolis

Der ständige Wechsel zwischen den Ebenen und Figuren erscheint sehr anspruchsvoll für die Schauspieler und so lässt es sich wohl nicht vermeiden, dass manche Übergänge etwas improvisiert wirken. Auch die Technik hakt manchmal ein wenig und ich habe zum ersten Mal im Theater den Einsatz des Souffleurs erlebt.

Das trübt den hervorragenden Eindruck von dem Stück jedoch nicht im geringsten. Es trägt sogar zu seinem Charme bei, da es dadurch kantig und veränderbar wirkt. Und es zeigt das Engagement und den Spaß, mit dem die Schauspieler_innen bei der Sache sind.

Metropolis im Schauspiel Essen ist nach dem Futurologischen Kongress und Fahrenheit 451 (beide in Dortmund) ein weiteres Beispiel dafür, wie gut Science-Fiction im Theater funktionieren kann. Davon will ich in den nächsten Jahren noch viel mehr sehen, liebe Theater! Auch sputnic und ihre Live-Animationsfilme werde ich auf jeden Fall weiter im Blick behalten.

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Der geduldigste Zuhörer: Schreiben, um zu denken

In der Schule und auch im Studium taucht das Schreiben meist in der Form von Prüfungen auf. Es wird also von anderen eingefordert und bewertet. Entsprechend ist es mit Unsicherheit und Anspannung verbunden und viele versuchen, ihm aus dem Weg zu gehen.

Doch das Schreiben kann mehr sein als eine lästige Pflicht und sogar mehr als Kommunikation mit anderen. Das sind beides wichtige Funktionen, sie treten aber hinter einen noch wichtigeren Punkt zurück: Schreiben kann auch ein Werkzeug sein, um zu denken. Es kann euch helfen, eure Gedanken zu klären. Aus Gedankenschleifen auszubrechen und neue Ideen weiterzuentwickeln. Das ist nicht anstrengend oder langwierig, sondern mit ein bisschen Übung sogar schnell und fühlt sich überraschend gut an.

Schreiben als Gespräch mit dem Papier

Ihr kennt vermutlich die Situation, dass euch ein Thema beschäftigt und ihr euch mit jemandem darüber unterhaltet: sei es eine Hausarbeit im Studium, eine unangenehme Situation im Beruf oder ein privates Streitgespräch. Und plötzlich klären sich eure Gedanken. Ihr könnt in Worte verpacken, was ihr vorher nur diffus gefühlt habt, und findet einen neuen Blick auf das Problem. Ihr entwickelt Ideen, Zusammenhänge werden deutlich und auch die Lücken in eurem Verständnis werden euch bewusst. Dazu braucht es nicht unbedingt Nachfragen von eurer Zuhörerin oder eurem Zuhörer. Es entsteht alles wie von selbst, während ihr sprecht.

Dieses Vorgehen hat aber auch einige Nachteile: Es ist nicht immer jemand da, der euch zuhört, wenn ihr euch gerade mit einem Thema auseinandersetzen wollt. Selbst wenn doch, äußert ein Gegenüber schnell Ratschläge, Tipps und Kritik. Damit unterbricht er (wenn auch in guter Absicht) euren Gedankenfluss und verhindert damit den gewünschten Effekt. Manchmal sind Ideen auch einfach zu roh oder Gedanken zu privat, um sie mit anderen zu teilen.

In all diesen Fällen ist es nützlich, sich an den ultimativ geduldigen Zuhörer zu erinnern, der immer verfügbar ist: das Papier (oder sein digitales Äquivalent). Zwar hört das Papier nicht wirklich zu, ihr könnt eure Gedanken aber mit Stift (oder Finger) festhalten und auf diese Weise entwickeln. Ihr könnt das Schreiben nutzen, um zu denken. Das ist auch keine neue Erkenntnis, sondern historisch schon lange etabliert, in der letzten Zeit aber etwas in Vergessenheit geraten: das Tagebuch.

Photo Roberto Nickson on Unsplash

Wie funktioniert das mit dem Schreiben um zu denken?

Das ist ja alles schön und gut, aber wie nutze ich denn jetzt das Schreiben, um zu denken? Dazu müsst ihr einen wichtigen Punkt verinnerlichen, der in Schule, Ausbildung und auch Beruf leider zu kurz kommt: Beim Schreiben in diesem Sinne geht es nicht um den fertigen Text. Es geht um den Prozess, die Tätigkeit des Schreibens. Ihr sollt hier nicht einen für andere verständlichen Text schreiben, sondern nur für euch selbst eure Gedanken zu Papier bringen.

Dabei hilft es komischerweise, wenn ihr möglichst wenig darüber nachdenkt, was ihr gerade schreibt. Grübelt nicht über möglichst gute Formulierungen nach. Sucht keine Rechtschreibfehler im gerade geschriebenen Satz. Lasst vielmehr euren Stift oder eure Finger im Fluss des Schreibens. Unterbrecht ihn so selten wie möglich, damit eure Gedanken direkt auf das Papier fließen. Wenn ihr keine Gedanken mehr im Kopf habt, schreibt einfach: “Ich weiß nicht, was ich schreiben soll. Ich weiß nicht, was ich schreiben soll. …” und schwupps wird sich wieder eine Idee zeigen. Bei diesem Freewriting geht es nicht um guten oder auch nur korrekten Text. Ihr solltet aber versuchen, einen Fließtext zu produzieren und nicht nur Stichpunkte zu notieren.

Es ist dabei im Grunde egal, ob ihr mit dem Stift auf Papier oder auf einer Tastatur schreibt: Beide Methoden haben eigene Vor- und Nachteile. Das Schreiben mit dem Stift ist körperlicher, sinnlicher und im Normalfall langsamer. Das hilft euch, eure Gedanken ein wenig zu zähmen und nicht so schnell von einem zum anderen Punkt zu springen. Es verhindert auch, dass ihr ständig im Text zurückschaut und Formulierungen überarbeitet. Gleichzeitig ist das handschriftliche Schreiben heutzutage für die meisten ungewohnt. Es ist unbequem und vielleicht sogar körperlich anstrengend. Damit kostet es eine größere Überwindung, überhaupt damit anzufangen. Im Endeffekt müsst ihr selbst schauen, was für euch funktioniert. Ich persönlich wechsle je nach Stimmung zwischen handschriftlichem und digitalem Schreiben.

Warum funktioniert das mit dem Schreiben um zu denken?

Diese “Technik” des Schreibens, um zu denken, funktioniert sehr ähnlich wie die guten Gespräche: Ihr zwingt euch dazu, eure Gedanken konsequent von Anfang bis Ende zu verfolgen, ohne dabei zu sehr abzuschweifen oder euch ablenken zu lassen. Dabei lagert ihr zudem Ideen und Gedanken aus eurem Kopf aus und macht so Platz für neue Gedanken. Ihr richtet euren ganzen Fokus für kurze Zeit auf einen Gedanken, eine Idee. (Und wie zum Beleg hatte ich diese Idee erst, während ich diesen Absatz geschrieben habe…)

Wenn ihr einen Fließtext ausformuliert, müsst ihr außerdem eure Gedanken explizit machen. Ihr erkennt Lücken und Denkfehler und habt die Möglichkeit, sie zu präzisieren. Gleichzeitig müsst ihr eure Gedanken in eine lineare Form bringen, also immer genau ein nächstes Wort schreiben. Das entlastet den Kopf, denn der muss nicht das ganze Thema festhalten. Er muss “nur” entscheiden, was das nächste Wort ist oder wie der aktuelle Satz ungefähr aussehen soll.

Zwei Übungen zum Einstieg

Einzelne Sitzungen des Schreibens, um zu denken, oder des Schreibdenkens, wie Ulrike Scheuermann es nennt, müssen nicht lange dauern. Als Beispiel zeige ich euch hier zwei Techniken aus dem Buch Schreibdenken von Ulrike Scheuermann, die aufeinander aufbauen. Diese Übungen könnt ihr am Schreibtisch machen, am Küchentisch, auf dem Sofa oder im Zug. Wo ihr eben gerade ein paar Minuten aufbringen könnt.

Fokus-Sprint (ab 5 Minuten)

Diese Übung gibt euch einen kurzen Impuls für ein Thema, das euch gerade beschäftigt. Die Länge könnt ihr selbst bestimmen, egal ob fünf Minuten, zehn oder fünfzehn – längere Sitzungen brauchen aber etwas Übung.

  1. Nehmt euch ein Blatt Papier und einen Stift, mit dem ihr gut schreiben könnt oder öffnet das Schreibprogramm eurer Wahl (je einfacher, desto besser).
  2. Schreibt ein Thema, das euch gerade beschäftigt, oben auf die Seite. Das kann ein einzelnes Wort sein, ein Satz, eine Frage, was auch immer.
  3. Schreibt dann für fünf Minuten einfach alle Gedanken auf, die euch zu diesem Thema in den Kopf kommen. Ganz im Sinne des Freewritings, das ich oben vorgestellt habe.
  4. Versucht, Stift oder Finger nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Schreibt dabei aber nicht nur Stichpunkte, sondern einen Fließtext – egal wie fehlerhaft oder unsauber.

Schreibstaffel (20 bis 35 Minuten)

Diese Übung verbindet mehrere Fokus-Sprints, um tiefer in ein Thema einzusteigen. Hierfür solltest du 20 bis 35 Minuten einplanen.

  1. Macht einen fünf- oder zehnminütigen Fokus-Sprint (s.o.) zu einem Thema, das euch gerade beschäftigt.
  2. Schaut euch den entstandenen Text eine Minute an und sucht nach einem Gedanken, einem Begriff oder einer Idee, die ihr interessant findet oder die euch aus irgendeinem anderen Grund anspringt.
  3. Macht einen fünf- oder zehnminütigen Fokus-Sprint zu diesem Thema.
  4. Schaut in dem neuen Text nach einem interessanten Gedanken, einem Begriff oder einer Idee.
  5. Macht zu dieser Idee wiederum einen Fokus-Sprint von fünf oder zehn Minuten.

Am Ende dieser beiden Übungen werdet ihr merken, dass sich einige Fragen in eurem Kopf geklärt haben und gleichzeitig neue entstanden sind.

Ich freue mich auf eure Kommentare: Hat euch diese Technik geholfen? Schreibt ihr in solchen Situationen lieber mit Stift oder digital? Warum?

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