Produzierende sollten ihre Inhalte neben dem Strom platzieren

Mit einem Fluss kann man nicht viel mehr machen, als Dinge hineinzuw­er­fen und im Sinne ein­er Flaschen­post zu warten und zu hof­fen, dass irgen­det­was von der eige­nen Nachricht irgend­wo ankommt. Gle­ichzeit­ig ist diese Nachricht aber auch in ihrer Flasche fest verko­rkt und außer­halb unser­er Kon­trolle. Wir kön­nen sie nicht mehr verän­dern oder anpassen. Sie ist abgeschlossen.

Gärtner*innen hinge­gen pfle­gen ihren Garten über lange Zeit hin­weg. Sie sähen – in diesem Fall Ideen – und hegen und pfle­gen ihre Schüt­zlinge bis sie zu voller Pracht erblühen oder Früchte tra­gen. Während die Flaschen­post also in erster Lin­ie für den Empfänger gedacht ist, nutzt der Garten auch dem Schaf­fend­en – er erlaubt ihm, zu denken. Ob dies öffentlich oder pri­vat erfol­gt ist dabei erst­mal egal. Er fungiert, wie Tom Critchlow schreibt, in erster Lin­ie als eine Art „Captain’s Log“.

Inhalte neben dem Strom platzieren

Irgend­wie wird es immer beliebter, lange und kom­plexe Inhalte nicht mehr auf einem Blog oder ein­er anderen Web­seite zu teilen, son­dern sie direkt als Thread bei Twit­ter zu posten oder als lan­gen Post bei Face­book. Und ich frage mich: Warum?

Da macht man sich die Mühe, einige hun­dert Wörter zu schreiben und dann lan­den sie auf ein­er geschlosse­nen Plat­tform, wo (oft) nur Mit­glieder sie sehen kön­nen und wo sie nach kurz­er Zeit in der Versenkung ver­schwun­den sind. Man wirft also im Grunde einen Text in den Strom, den nur diejeni­gen sehen kön­nen, die zufäl­lig zu diesem Zeit­punkt hinein­schauen und der kurz darauf davonge­spült wor­den ist.

Ja, aktuell ist das Inter­net als Strom organ­isiert, aber ist das nicht eigentlich schade und eine unge­laubliche Ver­schwen­dung von Energie und hochw­er­ti­gen Tex­ten? Warum nicht ver­suchen, eigene Inhalte so zu platzieren, dass sie immer zugänglich sind? Dass man immer wieder darauf ver­linken und sie – bei Bedarf – sog­ar an verän­derte Umstände oder neue Infor­ma­tio­nen anpassen kann?

Dann lassen sich diese Inhalte auch viel bess­er verknüpfen und auf diese Weise kom­plexe Gedanken und Ideen entwick­eln, wie ich das auch in diesem dig­i­tal­en Garten ver­suche .

Wenn es darum geht, sich in aktuelle Debat­ten einzubrin­gen oder mal das eine oder andere The­ma zu pushen, kann man aus­gewählte Inhalte ja noch immer auf die sozialen Medi­en brin­gen. Mit­tler­weile wer­den Blogs – gefühlt – ja eh meist nicht mehr direkt über einen Feed abon­niert, son­dern in erster Lin­ie über die sozialen Medi­en ver­fol­gt. Warum sich dann also auf de eige­nen Web­seite noch dem Zwang ein­er aktu­al­ität­szen­tri­erten Zeitlichkeit unter­w­er­fen?

Das Prob­lem dabei? Auf Links wird immer weniger gek­lickt und es wäre nötig, dass Leser*innen im Netz häu­figer neben den Strom treten.

Quellen

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