Nicht-lineare Notizen können Entropie stabil halten

Nicht-lin­eare und nicht-sta­tis­che Notiz- und Pub­lika­tionsver­fahren wie Zettelkästen und dig­i­tale Gärten erlauben ein beson­deres Vorge­hen in der Entwick­lung der Entropie zwis­chen Lesen und Schreiben: Sie machen es möglich, ein „mit­tleres“ Maß der Entropie zeitlich sta­bil zu hal­ten. Sie fassen die dif­fusen Gedanken im Kopf in eine konkrete und man­i­feste Form und ver­hin­dern dadurch, dass sie sich im Laufe der Zeit auflösen und ver­schwinden. Gle­ichzeit­ig erhal­ten sie aber eine sehr flex­i­ble Anschlussfähigkeit und Verän­der­barkeit.

Dabei sind klas­sis­che Zettelkästen, die sich an der Idee verzweigen­der Fol­gezettel ori­en­tieren, ihren aktuell beliebten, meist dig­i­tal­en Pen­dants, die eher auf sich stetig verän­dernde, inhaltlich autori­ta­tive Noti­zen set­zen, in ein­er Sache voraus: Sie lassen die Kom­plex­ität der Zeit erhal­ten, indem ein­mal for­mulierte Zettel dauer­haft ste­hen bleiben und damit weit­er­hin anschlussfähig sind. Die for­mulierten Gedanken kön­nen klein­schrit­tig erweit­ert, kom­men­tiert und kon­tex­tu­al­isiert wer­den, anstatt – bei der Idee atom­istis­ch­er Noti­zen – als Teil eines über­greifend­en Sinnzusam­men­hanges let­ztlich über­schrieben zu wer­den, wenn sie zu irgen­deinem Zeit­punkt nicht mehr rel­e­vant genug erscheinen. Die atom­istis­chen Noti­zen bilden damit zeitlich immer nur einen Quer­schnitt ab, klas­sis­che Zettelkästen hinge­gen kön­nen einen Längss­chnitt des eige­nen Denkens abbilden.

In meinem eige­nen Sys­tem bilde ich diesen Unter­schied zwis­chen meinem physis­chen Zettelka­s­ten und meinem dig­i­tal­en Garten ab – let­zter­er bietet dabei immer „nur“ einen zeitlich gebun­de­nen Quer­schnitt ab bzw. wie C. Wright Mills sie beze­ich­net, einen orga­nized release. Damit über­brückt der Dig­i­tale Garten eine weit­ere Lücke in dem Fluss von Lesen, Zettelka­s­ten, Dig­i­taler Garten, umfassende und lin­ear struk­turi­erte Pub­lika­tio­nen – wobei ich mir nicht mal sich­er bin, ob es let­ztere über­haupt braucht.

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