Europa wurde mächtig, weil es im entscheidenden Moment keine Konkurrenz gab

Beim Blick auf die globale Geschichte stellt sich immer wieder die Frage, warum gerade dieser kleine Wurmfortsatz im westlichen Asien es in kurzer Zeit schaffte, sich einen großen Teil der Welt zu unterwerfen und in den eigenen Dienst zu stellen. Philipp Blom bietet hierfür in seinem Buch „Unterwerfung“ eine einfache Erklärung, die wenig mit irgendeiner Art systematischer Überlegenheit oder Vorteil zu tun hat.

Zu dem Zeitpunkt, an dem die europäischen Reiche hochseefähige Schiffe entwickelten und militärisch wie organisatorisch in die Lage kamen, größere Flotten und Armeen aufzustellen, gab es global einfach keine Macht, die ihnen auf den Weltmeeren Konkurrenz machen konnte oder wollte. Grundsätzlich wären hier in erster Linie China und das Osmanische Reich infrage gekommen, aus unterschiedlichen Gründen stellten sie sich Europa nicht entgegen:

Die Macht des Osmanischen Reichs basierte in hohem Maße auf der Kontrolle über den Handel im Mittelmeer. Dieser wurde jedoch für Europa immer weniger wichtig, nachdem die eigenen Schiffe den afrikanischen Kontinent umfahren konnten und direkt selbst mit dem ost- und südostasiatischen Raum handeln konnten. Das Osmanische Reich hatte zu dieser Zeit hingegen nur einen einzigen Hochseehafen in Aden, der weit weg zum Zentrum lag und militärisch nur schwer zu verteidigen war.

China hingegen hatte noch zu Beginn des 15. Jahrhunderts mit den Schatzreisen des Zheng He eindrucksvoll seine Seemacht unter Beweis gestellt, die Handelswege sowie Handelsknoten Asiens kontrolliert und von vielen anderen Herrschern Tribut eingefordert. Innenpolitische Spannungen und Konflikte führten dann jedoch dazu, dass China dieses Projekt von jetzt auf gleich einstellte und sich auf sein bestehendes Reich konzentrierte. So wurde der Weg frei für Europa und seine Vorherrschaft, die (noch?) bis heute andauert.