Bewusstsein lässt sich nicht isolieren

Die wis­senschaftliche Erforschung des Bewusst­seins hat nicht nur method­is­che und the­o­retis­che Schwierigkeit­en, son­dern stößt auf ein grundle­gen­des Prob­lem, bei dem nach wie vor offen ist, ob es sich über­haupt lösen lässt: Wis­senschaftliche Unter­suchun­gen und Exper­i­mente sind darauf angewiesen, spez­i­fisch definierte Phänomene von all ihren Umge­bungsvari­ablen zu isolieren und dann kon­trol­liert zu manip­ulieren.

Das Bewusst­sein scheint jedoch nicht auf diese Weise zugänglich gemacht wer­den zu kön­nen. Es ist kein abgrenzbares Phänomen, son­dern das grundle­gende Medi­um, in dem unser Denken stat­tfind­et; ein kon­tinuier­lich­er Prozess, der immer nur im Ver­lauf der Zeit und in den dynamis­chen Aktivierun­gen im Gehirn stat­tfind­et. So lässt es sich wed­er aus dieser kom­plex­en physis­chen Ver­net­zung lösen, noch aus dem konkreten Moment der Zeit. Erik Hoel schreibt in seinem Buch The World Behind the World: Con­scious­ness, Free Will, and the Lim­its of Sci­ence dazu:

If con­scious­ness is a stream, then it is the medi­um in which oth­er psy­cho­log­i­cal process­es take place, and is it ever pos­si­ble to iso­late a medi­um?

Selb­st die Man­i­fes­ta­tio­nen des Bewusst­seins, die auf den ersten Blick abgrenzbar erscheinen, sind dabei nicht aus diesem kom­plex­en Geflecht her­auszulösen: Einzelne Erfahrun­gen – wie das Gefühl von Wärme oder die Erin­nerung an einen Unfall – ste­hen nicht als einzelne Objek­te irgend­wo in einem Spe­ich­er, aus dem her­aus sie nur aktiviert wer­den müssen. Sie wer­den immer wieder in unter­schiedlichen For­men real­isiert und ergeben nur in der ganz spez­i­fis­chen Kom­bi­na­tion von Fak­toren diese konkrete Empfind­ung. Sie wider­set­zen sich damit dem klas­sis­chen Reduk­tion­is­mus der west­lichen Wis­senschaft:

Each expe­ri­ence is inte­grat­ed. Your con­scious­ness is a gestalt irre­ducible to its com­po­nent ele­ments

Es bleibt hier also fraglich, wie weit die Neu­rowis­senschaften bei der Erforschung des Bewusst­seins kom­men kön­nen – zumin­d­est, solange sie auf die klas­sis­che Weise ver­suchen, es zu isolieren und Exper­i­menten zugänglich zu machen.

Quellen

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