Rezension: Zeitzuflucht von Georgi Gospodinov

In seinem Roman Zeitzu­flucht entwick­elt der bul­gar­ische Autor Geor­gi Gospodi­nov eine sehr span­nende Idee: Seine Haupt­fig­ur Gustín entwick­elt eine Möglichkeit, Men­schen in gewiss­er Weise in der Zeit zurück­reisen zu lassen, indem man ihnen einen Wohn­raum bietet, der ein­er ver­gan­genen Zeit angepasst ist – mit Möbeln, Pro­duk­ten, Zeitun­gen und auch Nachricht­en aus dieser Zeit. Anfangs als sicher­er Raum für an Demenz erkrank­te Men­schen gedacht – übri­gens ein Konzept, das tat­säch­lich auch in unser­er echt­en Welt umge­set­zt wird –, wird der Gedanke bald auch für gesunde Men­schen und schließlich sog­ar ganze Gesellschaften inter­es­sant.

Während der erste Teil der Entste­hung und Aus­bre­itung dieser Idee in meinen Augen ein wenig trock­en daherkommt, hat­te mich das Buch so unge­fähr aber der Mitte dann wirk­lich gefes­selt: Hier geht es in erster Lin­ie darum, wie die unter­schiedlichen europäis­chen Staat­en ver­suchen, ihre eigene Geschichte wieder aufleben zu lassen und dann zu kon­servieren. Dabei erzählt Gospodi­nov weniger eine kon­sis­tente Geschichte, als dass er uns an den Über­legun­gen sein­er namen­losen Erzählfig­ur teil­haben lässt.

Ein span­nen­der Roman über den Sire­nenge­sang der “guten alten Zeit”.

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