In 20 Minuten am Tag zum ersten Entwurf


Egal ob Doktor-, Master- oder Bachelorarbeit, jeder lange wissenschaftliche Text ist eine neue Herausforderung. Gerade wenn du es nicht gewöhnt bist, Arbeiten von 50, 100 oder sogar 200 Seiten zu schreiben, scheint der Berg nahezu unüberwindlich. Doch mit der richtigen Strategie reicht dir eine kurze konzentrierte Arbeitsphase am Tag um den schwierigen ersten Entwurf zu Papier zu bringen.

Es gibt einen Mythos über das Schreiben, der sich hartnäckig hält: Um schreiben zu können, braucht man möglichst lange Phasen ununterbrochener Zeit, in denen man sich so richtig in seinen Text versenken kann, und am Ende steht das nahezu druckreife Produkt. Das sind jedoch gleich mehrere extrem hohe Anforderungen an sich selbst und die – oft nicht kontrollierbaren – Umstände: Wann hast du schon mal einen solchen Block nicht-verplanter Zeit, der auch nicht von irgendwelchen Ablenkungen durchbrochen wird?

Auch die Barriere im Kopf, überhaupt mit dem Schreiben anzufangen, wird so äußerst hoch gesetzt. Es fühlt sich an wie ein voller Tag Arbeit, an dem du nichts anderes zulassen darfst. Zudem steigen die Anforderungen an das Geschriebene, denn wenn du schon einen ganzen Tag investierst, dann soll das Resultat am Ende doch bitte auch möglichst fertig sein und nicht noch überarbeitet werden müssen.

Deine Energie für das Schreiben ist begrenzt. Nutze sie clever!

Doch dass der erste Entwurf jedoch keineswegs druckreif sein muss, habe ich dir bereits gezeigt. Du verfügst nur über eine begrenzte Menge an Energie, die du an einem Tag einsetzen kannst – gerade für eine mental so anstrengende Sache wie das Schreiben. Du kannst diese Schreibenergie nun über einen ganzen Tag strecken und hast am Ende mit viel Selbstdisziplin 500 bis 1000 Wörter geschrieben. Dann brauchst du aber erstmal einen oder zwei Tage zur Erholung und um dich um die anderen Dinge zu kümmern, die währenddessen liegen geblieben sind.

Genauso gut kannst du dir jedoch angewöhnen, jeden Tag eine kurze konzentrierte Schreibphase von 20 Minuten oder einer halben Stunde einzuplanen. Wenn du euch dabei an das Gebot der schlechten ersten Entwürfe hältst, bekommst du in der Zeit mit ein wenig Übung 300 bis 500 Wörter (ca. 1,5 Seiten) geschrieben und kannst damit das Thema für diesen Tag abhaken. Das klappt natürlich nur, wenn du bereits weißt, was du inhaltlich so ungefähr schreiben willst.

7,5 Seiten Text in einer Woche und jede Menge Zeit dazu

Wenn du diese 20 oder 30 Minuten – also eine Pomodoro – gleich als erstes morgens einplanst und das für eine Woche durchziehst, stehen am Ende immerhin 7,5 Seiten Text, die du nur noch überarbeiten musst. Gleichzeitig hast du den kompletten Rest des Tages Zeit für Veranstaltungen, Recherche, Konzeption und natürlich Freunde und Freizeit. Klingt gleichzeitig machbar und verlockend, oder?

Mit 20 Minuten konzentrierter Arbeit am Tag kannst du also gleichzeitig das unangenehme und blockierende Gefühl des „Ich müsste eigentlich“ abschalten und der Angst vor dem großen ungewissen Schreib-Berg begegnen. Wichtig ist dabei die Kontinuität und die Routine. Wenn du mal keine Lust hast oder meinst, eine „Pause verdient zu haben“, versuche diesem Impuls zu widerstehen und trotzdem für 20 Minuten zu schreiben. Überarbeiten musst du den Text im Anschluss ohnehin noch.

(Bild: AJ Montpetit)

Eine Antwort

  1. Hallo Nils,
    der Beittag ist zwar schon recht alt, aber ich will dir trotzdem ein Kompliment dafür aussprechen. Ich schreibe aktuell meine Masterarbeit, habe jedoch das Problem, dass ich 4 Tage die Woche voll Zeit arbeiten muss, also eigentlich nur das WE für die MA zur Verfügung habe. Dadurch entsteht bei mir ein wahnsinnig größer Druck (“ jetzt musst du richtig viel schaffen und das muss auch echt gut werden“). Gleichzeitig ist die MA für mich dadurch extrem weit in den Hintergrund gerückt. Oft kann ich mich am WE gar nicht mehr an die Inhalte von vorheriger Woche erinnern. Bei Lesen und Recherchieren geht das noch, aber, wenn ich dann was schreiben (oder auch nur die Inhalte in Citavi gliedern) will, kriege ich oft nicht einmal das Dokument geöffnet.

    Werde deinen Tipp mal ausprobieren und versuchen, mich auch an den Arbeitstagen eine halbe Stunde dranzusetzen (am besten morgens). Ich hoffe, dass ich so vielleicht eher „im Thema drin bleibe“ und meine Startschwierigkeiten nicht mehr so groß sind.

    Liebe Grüße
    Laura

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